Kunstrundgang: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Samstagabend in Mitte: Menschen schlendern die Straße entlang und bleiben staunend stehen. Ein Auto hupt, denn der Fahrer vorn in der Schlange scheint ohne Grund die Grünphase aussitzen zu wollen. Ohne Grund, stimmt nicht, denn an der Fassade des Goethe-Instituts rieseln Tankanlagen und wandernde Kamele herab. Die Animation scheint schließlich in wirbelnden Ornamenten, die einerseits an arabische Mosaiken, andererseits an Wurfsterne erinnern, zu gipfeln. Dazwischen: der Slogan „Fuck Bush!“ Kamila Richer und Michael Bielicky stehen mit Beamer und Generator auf der anderen Straßenseite und unterhalten sich mit einem Passanten, der von „Locomotion“ begeistert ist. Aus so einem Gespräch entstand auch die Idee zu dem Bush-Slogan. Ein Monat lang sind die beiden tschechischen KünstlerInnen in der Stadt. Ihre schwarzweißen Ikonen werden also noch manche Fassade schmücken. Während in Mitte die Lage übersichtlich ist, tobt in Friedrichshain-Kreuzberg der Mob. Die Zentrale ist der Kunstraum Kreuzberg, in dem in der Backjump-Ausstellung verschiedenste Street Art zu sehen ist. Flyer abgreifen und Kleingedrucktes lesen heißt es nun, denn an vielen, mehr oder weniger legalen Orten finden in nächster Zeit Jams oder Ausstellungen statt, die sich wiederum mehr oder weniger offiziell an das Projekt andocken. Subkultur ist schützenswert, weswegen wir nur auf offizielle Veranstaltungen hinweisen. Empfehlenswert sind beispielsweise das Schattendasein, Grünberger Str. 73, das zum 1. 9., 18 Uhr, für zwei Wochen einen fiktiven Straßenraum errichtet, die von KünstlerInnen geleiteten City-Walks, etwa am 28. 8. mit der US-Scherenschnittkünstlerin Swoon, oder die „Letterbuiltthings“-Ausstellung in der Galerie Tristesse, Schlesische Str. 39 (Mo–Fr 12–20, Sa+So 12–17 Uhr).
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