: Die Kirche wird etwas weiblicher
Bei den Protestant*innen in Bremen haben zunehmend auch Frauen etwas zu sagen. Zwar dürfen sie seit 1962 Pastorin werden, doch die Männer besetzen immer noch 60 Prozent der wichtigen Posten
Der Anteil an Frauen in wichtigen Positionen in der Bremischen Evangelischen Kirche wird größer. Vor 25 Jahren seien erst 14 Prozent des pastoralen Personals in Gemeinden und Einrichtungen weiblich gewesen, 2017 waren es knapp 40 Prozent, sagte Kirchensprecherin Sabine Hatscher. Im Kirchenparlament habe zwischen 2007 und 2012 der Anteil der Frauen an den Delegierten 35 Prozent betragen. „In der bevorstehenden neuen Amtsperiode werden es etwa 40 Prozent sein.“ Vor 25 Jahren waren es rund 31 Prozent.
2001 wurde mit Brigitte Boehme die erste Frau ehrenamtliche Präsidentin der Protestanten in Bremen. Auch aktuell ist das höchste Amt der Kirche weiblich besetzt: Edda Bosse ist seit 2013 Präsidentin.
In der bremischen Kirche sei mit Charlotte Schulz 1947 die erste Theologin ordiniert worden, sagte Hatscher. „Nur ‚Pastorin‘ durfte sie sich nicht nennen.“ Sie sei ihr ganzes Berufsleben lang „Vikarin“ gewesen. Den Titel „Pastorin“ dürfen Frauen in Bremen erst seit 1962 tragen.
Vor 25 Jahren wurde in der Bremischen Evangelischen Kirche dann die Stelle der Frauenbeauftragten eingerichtet. „Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Gleichberechtigung“, sagte Hatscher. Erste Amtsinhaberin war die Theologin Jutta Schmidt, die heute stellvertretende Chefin der Kirchenkanzlei ist. Nach rund fünf Jahren Vorarbeit war es damals dem Frauenbeirat der bremischen Kirche gelungen, im Kirchenparlament die Stelle einer Frauenbeauftragten durchzusetzen. Mittlerweile wurde daraus eine Gleichstellungsbeauftragte. Hatscher sagte, sie habe nicht nur die Gleichberechtigung von Männern und Frauen im Blick, sondern die Gleichstellung aller diskriminierten Geschlechter-, Lebens- und Liebesformen.
Im Jubiläumsjahr soll es dazu mehrere Veranstaltungen geben – es steht unter dem Motto „Alle Sternchen* mitgemeint“. Am 26. Februar findet unter dem Titel „#metoo – Viel Feind, viel Ehr“ ein Gesprächsabend statt, der sich mit Sexismus, Sexualität, Körper, Macht und dem Arbeitsmarkt beschäftigt. Zu Gast ist die Kulturwissenschaftlerin und Autorin Mithu Melanie Sanya, die mit einer Arbeit über die Kulturgeschichte des weiblichen Genitals promoviert wurde. Zu der Reihe gehört auch ein Sommerfest zum Christopher Street Day, der in Bremen am 31. August begangen wird. (epd)
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