Nils Schuhmacher
Hamburger Soundtrack
: Wie mein 2019 war

Wie jedes Jahr wird auch 2019 wieder einiges vorgefallen sein. Politisch ja sowieso, aber auch musikalisch. Besondere Freude und Aufmerksamkeit hat hier zum Beispiel Jochen Distelmeyer erregt, der gleich mit einem Doppelschlag aufwartete. Zum einen konnte er endlich seinen zweiten Roman fertigstellen. Und, was soll man sagen, „Warum?“ handelt tatsächlich, wie an dieser Stelle bereits vor zwei Jahren und eher scherzhaft prognostiziert, von einem Pastor, „der mit seiner Klampfe und einem guten Rotwein islamistische Jugendliche bekehrt“. Dies allerdings nicht im Osdorfer Born, sondern in den Walddörfern. Sorry.

Auf diesen Kniff konnte man als Außenstehender natürlich nicht kommen und die Überraschung ist seitdem perfekt. Zum anderen erschien „Songs from the bottom Vol 2“. Hier hat Distelmeyer für eine zweite Überraschung gesorgt, indem er zusammen mit Marcus Wiebusch von der Gruppe Kettcar einfach ein Konzert von Jens Rachuts Allstar-Band Ratttengold nachspielte. Rachut hatte sich vor vielen Jahren als Punk, der er ist, dazu hinreißen lassen, beide Künstler kritisch in den Blick zu nehmen. Wie beide aber aus dem Türkischen wissen: Rache mit Geduld wird Wein. Und Wein ist der Freund vom Lied. Jetzt wurde jedenfalls zurückgesungen.

Dies bedeutete zweierlei: Rachuts Lieder sind „kaputt“, haben sich aufgelöst und neue mussten her (und kamen dann auch). Außerdem hat – wie an dieser Stelle vor knapp drei Jahren vorausgesagt – kein Lied der damals stark nachgefragten Künstlerin Grimes Eingang in das Werk von Distelmeyer und Wiebusch gefunden. Für Grimes war das allerdings nicht weiter tragisch, denn sie brachte ja eine eigene Platte heraus, die irgendwas mit künstlicher Intelligenz zu tun hat und damit den Nerv der Zeit traf.

Da es mit menschlicher Intelligenz auch 2019 eben nicht weit her war, kann das Werk getrost als politischer Beitrag verbucht werden, der mehr oder weniger direkt zur Amtsenthebung von Donald Trump beitrug. Dieser erholt sich seitdem auf seinem 2011 erworbenen Weingut und plant seinen noch im November 2018 ausgerufenen „Weinkrieg“ mit Frankreich. Apropos Krieg: Die Knallerei, die zwischen dem 29. 12. und 11. 1. auch in Hamburg jedes der wirklich zahlreichen Konzerte übertönte, hat ein Ende. Ab diesem Jahr herrscht endlich Böllerverbot. Wie an dieser Stelle jetzt gerade vorausgesagt.