Tatort Eifel: Mord ist ihr Hobby

Die Kölner Agentur „Blutspur“ organisiert Krimi-Wochenenden für Freunde des Täterrätsels. Faul herumgesessen wird dabei nicht: Die Teilnehmer sollen selbst auf Mörderjagd gehen. SchauspielerInnen bringen ihr Improvisationstalent ein

VON SEBASTIAN KORINTH

Für Angela Lansbury war Mord in den 80er und 90er Jahren ein Hobby in ihrer bekannten TV-Serie. Millionen von Menschen verfolgen regelmäßig gespannt die „Tatort“-Folgen im Fernsehen und rätselten, wer denn nun der Täter sein könnte. Mit bloßem Zusehen ist es bei den Mitmach-Wochenenden der Kölner Agentur „Blutspur“ allerdings nicht getan: Selbst auf Mörderjagd gehen, Zeugen in die Mangel nehmen und Fakten kombinieren sollen die Freunde des Täterrätsels – und nicht faul von der Wohnzimmercouch die Arbeit beobachten, die andere machen.

Von Freitag bis Sonntag wohnen die rund 40 Hobby-Ermittler im Hotel. Allerdings nicht zum Entspannen, denn des Rätsels Lösung braucht Zeit. Die fiktive Polizeibehörde „Bezirkskriminalamt Nordeifel“ konnte die Fälle nicht lösen. Jetzt müssen die Laien ran. „Alleine schafft das niemand“, verspricht Wilhelm Schäfer, einer der beiden „Blutspur“-Organisatoren. Teamarbeit ist also gefragt bei der Recherche rund ums Hotel.

Der Ort des Geschehens wechselt regelmäßig, befindet sich allerdings stets in der Eifel. „Wir haben eine gewisse Affinität zu der Gegend“, sagt Wilhelm Schäfer. „Sie ist eine Art unbeschriebenes Blatt, eine schöne Leinwand für unsere Geschichten.“ Auch letztere bleiben nie lange die gleichen. Praktisch also, dass mit Ralf Kramp ein im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichneter Krimiautor mit im Boot sitzt. 2002 erhielt der Verfasser zahlreicher Kriminalromane und Kurzgeschichten den Kulturpreis des Kreises Euskirchen. Bei Gelegenheit werden auch Tatort und Geschichte individuell verknüpft: „Wir waren zum Beispiel schon in Gerolstein. Da ging es dann um eine Sprudel-Dynastie“, erzählt Wilhelm Schäfer.

Zum Gelingen des Projekts trägt außerdem eine Gruppe von sechs bis sieben Schauspielern bei, die meisten mit Theater-Erfahrung. „Improvisation ist gefragt, denn man kann sie nicht auf jede Frage vorbereiten, die gestellt werden könnte“, sagt der „Blutspur“-Organisator. Gibt es auf der anderen Seite allzu große Probleme, den oder die Täter zu überführen, helfen Schäfer und Kramp schon einmal nach, bis die richtige Frage gestellt wird. Dementsprechend wurden bisher auch alle Fälle gelöst.

Entstanden ist die Idee mit den Krimi-Wochenenden schon vor Jahren. Schließlich kennen sich die beiden „Blutspur“-Gründer seit Schülertagen. „Das war so um die Abi-Zeit herum. Da haben wir uns ein Ferienhaus gemietet und mit Freunden so eine Geschichte ausprobiert“, sagt Wilhelm Schäfer. Schnell stand fest: „Irgendwann machen wir das mal richtig!“ Aus „irgendwann“ wurde 1997 Realität.

Seitdem findet vier- bis sechsmal im Jahr ein „Blutspur“-Wochenende statt. Dazu kommen spezielle Termine für Firmen. „Wir haben uns gefragt: Wie muss so ein Fall aussehen, damit wir selbst Spaß an den Ermittlungen hätten“, sagt Wilhelm Schäfer. Nur eines hätten die Organisatoren nie gewollt: ein Rollenspiel. Es sei kaum stimmig, jemanden tagsüber mit „Lord sowieso“ anzureden und am Abend an der Hotelbar zu fragen: „Was machst Du denn sonst so?“

Infos: www.blutspur.de