Vor Tisch las man’s anders

Niedersachsen: Lebensmittel-Prüfer bemängeln jedes dritte Fleischprodukt. Bei den Etiketten wird gepfuscht

Jedes dritte Fleisch- und Wurstprodukt in Niedersachsen ist mangelhaft. Dies brachte der am Mittwoch in Oldenburg veröffentlichte Jahresbericht 2004 des Landesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) zu Tage. Vor allem bei Angaben zu Zusatzstoffen, zur Haltbarkeit, zur Menge und zum Nährwert sei gepfuscht worden.

Bei der Untersuchung von insgesamt 6.000 Produkten fiel ein hoher Anteil so genannter „Wertminderungen“ auf: Hoher Wassergehalt, minderwertiges Fleisch, zu viel Fett oder Knochen sowie zu wenig grobes Fleisch in Bierschinken, Rotwürsten und Aspik.

Besonders schlecht schnitten Kochpökelerzeugnisse wie Hähnchenbrustfilets und Putenbrustfilets in Scheiben ab: Von 29 untersuchten Proben seien 21 nicht in Ordnung gewesen, weil die Fleischteile aus kleinen Stückchen zusammengepresst waren. An jeder sechsten Probe von Geflügelwurst monierten die Prüfer einen überhöhten Anteil von Knochenpartikeln.

Unrealistisch lang bemessene Haltbarkeitsdaten fanden die Laves-Mitarbeiter bei jeder vierten Brühwurst in Scheiben, bei annähernd jedem zweiten Brühwürstchen sowie bei jeder dritten Portion Rohschinken in Scheiben. Bei den Kochpökelprodukten war die angegebene Haltbarkeit sogar in jedem zweiten Fall irreführend überzogen. Vielfach enthielten Hähnchen-Nuggets weniger Fleisch als auf der Verpackung versprochen, dafür aber mehr Wasser und Panade.

Genauer beobachten will die Behörde demnächst Betriebe, in denen Fleisch umgepackt und als lose Ware angeboten wird. Es wird bereits gegen Supermärkte ermittelt, die Hackfleisch umetikettiert hatten. taz/dpa