Kunsthalle sucht neuen Direktor

Ungewisse Zukunft für Hamburger Kunsthalle

Die Hamburger Kunsthalle feiert im kommenden Jahr ihren 150. Geburtstag – mit Festwochenende und einer Ausstellung über die Geschichte des Hauses, die am 30. August 1869 mit der Eröffnung des Gründungsbau zwischen Hauptbahnhof und Alster begann. Das steht fest. Wer im Jubiläumsjahr neuer künstlerischer Direktor wird, ist hingegen noch offen.

In die Reihe der Direktoren der Hamburger Kunsthalle, die solche unerreichten Größen wie Alfred Lichtwark, Werner Hofmann und Uwe M. Schneede umfasst, reihte sich zuletzt 2016 Christoph Martin Vogtherr ein. Aber nach nur zwei Jahren verlässt er die Kunsthalle und wird neuer Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.

Von seiner Position als Leiter der Wallace Collection in London hatte er die Idee mitgebracht, wesentlich mit der Sammlung zu arbeiten und das Publikum stärker einzubinden. So wurde die Ausstellung „Open Access“ von 15 Hamburger Bürgern mit Migrationshintergrund zusammengestellt. Jetzt im Januar folgt das Projekt „Mein Blick“, wieder mit Bildkommentaren von Nichtfachleuten. Auch wenn solche Offenheit demokratisch scheint, bleibt die Frage, ob die Abgabe der Deutungshoheit an kunstferne Laien nicht doch populistisch ist und außer den Mitspielenden einem größeren Publikum gar nichts nützt.

Erst im vergangenen Frühjahr konnte Vogtherr seine erste selbst kuratierte Ausstellung zeigen. Sie galt dem berühmtesten englischen Porträtisten Thomas Gainsborough. Aber die Ausstellung stellte diesen vor allem als Landschaftsmaler vor. Das war zwar kunsthistorisch interessant, aber recht schwer zu vermitteln.

Doch der künstlerische Direktor bestimmt nicht allein über den Kurs eines Hauses. Wenn als Reaktion auf hohe Verluste und die gesunkenen Besucherzahlen (340.000 in 2017 sind für ein Haus dieser Qualität sehr wenig und in 2018 werden es noch einmal 20.000 weniger sein) die Eintrittspreise erhöht wurden, ist auch zu fragen, ob Hamburg das Haus überhaupt mit genügend Mitteln ausstattet, um wirklich wirksam zu sein. Es gab vor Jahrzehnten immerhin eine Zeit, in der der Eintritt frei war. Solche Rahmenbedingungen sind neben der persönlichen Vision auch vertragsentscheidend, wenn Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) nun weltweit nach einer neuen Leitung sucht.

Währenddessen darf sich das Publikum auf die Ausstellung „Korrektur der Nationalfarben“ von KP Brehmer freuen, der in seinen Arbeiten stets das Politisch-Soziale zum Thema machte. Und wenn dann im Hintergrund nach neuen Impulsen gesucht wird, gibt es im Herbst gleich zwei Ausstellungen, die mit dem Material der im Umbau begriffenen dänischen Privatsammlung in Ordrupgaard bestückt werden. Hajo Schiff