brief des tages:
Entstand die RAF, weil die K-Gruppen scheiterten?
„Als Mao die BRD eroberte“, taz vom 4. 12. 18
Nicht wenige Anhänger der K-Gruppen sind infolge der sich schon in den 70ern abzeichnenden Erfolglosigkeit und der geringen Resonanz dieser Gruppen beim Proletariat, das ja nun endlich die Revolution exekutieren sollte, schier verzweifelt. Eher die unteren Kader – ein Kommilitone zum Beispiel wechselte von Geschichte zur Medizin, um Barfuß- oder Volksarzt zu werden. Als seine Illusionen zusammenbrachen, nahm er sich das Leben. Auf der politischen Ebene: Das Scheitern der K-Gruppen war die Folie, auf der die RAF sich ihre Ideologie zusammenmixte. Da das immer noch im Wirtschaftswunderwahn taumelnde Proletariat trotz einiger Schrammen partout nicht revolutionär werden wollte, im Konsumrausch verharrte, den Verheißungen der Herrschenden glaubte – manipuliert durch die Bild-Zeitung –, musste die revolutionäre Situation mit Terror herbeigeführt, dem faschistischen Staat seine liberale Maske entrissen und dem Proletariat vor Augen geführt werden, wie der wahre Charakter dieses „bürgerlichen“ Staates beschaffen war. Dann käme die Revolution quasi von selbst. Ein tragischer Irrtum mit tödlichem Ausgang. Conrad Goerg, Bad Ems
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