Frühes Frösteln
: Lampen heizen auch

Zwischendurch machte ich Liegestütze

So schleichend plötzlich, wie vor vielen Monaten der Frühling gekommen war, war es nun Herbst geworden. Der Himmel war grau; die Fenster, die die letzten Monate ununterbrochen offen gewesen waren, waren nun verschlossen. Die plötzliche Stille in der Wohnung war ungewohnt. Es war wie immer, aber doch anders. Im letzten Jahr hatte ich viele Cocktailtomaten geerntet. In diesem Jahr hatte ich mich für eine andere Tomatensorte entschieden, die nicht so gut kam. Eine Staude hatte ich in einen Blumentopf getan, der auf der Balkonbrüstung stand. Die eine Tomate hatte es geschafft, rot zu werden; die andere tendierte Richtung Orange, die dritte war ganz grün und nicht größer als eine Stachelbeere.

Ein paar Monate lang war mir oft zu warm gewesen in der Wohnung, und nun war es plötzlich zu kalt. Nicht wirklich kalt, erst 18°, dann 17°, dann 16°, aber doch so, dass es störte. Dass man dachte, es wäre schöner, wenn es wärmer wäre. Nur ging die Heizung noch nicht. So versuchte ich, mein Zimmer auf anderen Wegen warm zu bekommen. Zum Glück ist es nicht so groß. Zum Glück steckten in den Lampen noch illegale Glühbirnen. Auch die Playstation heizt ganz gut. Der Laptop gibt leider nur wenig Wärme ab. Jeder, der einmal versucht hat, eine Wohnung mit einem Handy zu heizen, weiß, dass das nicht geht.

Abends machte ich heißen Tee, spielte Playstation und machte alle Lampen und ein paar Teelichter an. Weil das viele Licht ein bisschen störte, verhängte ich einige Lampen mit bunten Sarongs. Zwischendurch machte ich auch Liegestütze oder rauchte ein paar Zigaretten. Die Hausverwaltung anzurufen hatte ich keine Lust. Eigentlich machte es mir auch Spaß, Energie zu sparen. Jedes Jahr hatte ich den Ehrgeiz, weniger zu verbrauchen. Außerdem war es letztes Jahr, glaube ich, genauso, und die Heizung ging ab ersten Oktober.

DETLEF KUHLBRODT