Proteste in Europas Süden

EUROPA Verletzte in Madrid, Ruhe in Rom

Die protestierenden Portugiesen haben die letzte Sparmaßnahme verhindert

MADRID/ROM taz | Spanien: Bei Protesten gegen die Sparpolitik der konservativen spanischen Regierung ist es zu Ausschreitungen vor dem Madrider Parlament gekommen. 35 Personen seien festgenommen worden, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Bei nächtlichen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und den Sicherheitskräften seien 64 Menschen verletzt worden, darunter 27 Polizeibeamte. An der Kundgebung nahmen nach Polizeiangaben etwa 6.000 Menschen teil. Die Veranstalter hatten das Parlament umzingeln und blockieren wollen.

Die Portugiesen haben die letzte Sparmaßnahme verhindert. Seit die konservative Regierung am 10. September bekannt gab, dass die Sozialversicherungsabgaben für Arbeitnehmer um 7 Prozent erhöht und der Unternehmeranteil um 6 Prozent gesenkt wird, kam das Land nicht mehr zu Ruhe. Bei den stärksten Protesten ging knapp 1 Million Menschen auf die Straßen. Vergangenen Freitag dann umzingelten Tausende das Gebäude des Staatsrates, als dort das Gesetz Thema war. Kurz darauf gab Passos Coelho bekannt, er werde die Maßnahme zurücknehmen. Die größte Gewerkschaft des Landes, CGTP, ruft für kommenden Samstag zu einem Marsch auf Lissabon auf. (rw)

Italien: Massenproteste gegen die Sparpolitik der Regierung Monti, gegen die Folgen der Krise sind bisher ausgeblieben. Die drei Gewerkschaftsbünde präsentieren sich gespalten und sind bisher nur zu Protest auf kleiner Flamme bereit. So rufen die beiden Bünde CGIL und UIL für Freitag zu einem landesweiten Streik des öffentlichen Dienstes auf – Rom, Mailand oder Turin werden dann friedliche Demonstrationszüge sehen. Ansonsten erlebte das Land in den letzten Monaten kleine, eher von Verzweiflung als von Wut geprägte Protestaktionen von Belegschaften aus Krisenbetrieben.

RW/MB

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