kurzkritik: Blood Brothers proben Pogo
„No drugs, no meat, no fucking around“ informiert ein Aufnäher auf der Brust eines Besuchers. Die vegane „Straight-Edge“-Fraktion ist stark vertreten beim Blood-Brothers-Konzert im Römer Mittwochnacht. Den Spaß am Krach lassen sie sich nicht nehmen.
Als das Blutsbrüderquintett aus Seattle die Bühne betritt, tropft der Schweiß von der Decke auf unzählige Digicams und Baseball-Kappen. Als Intro fungiert der Soundcheck, der auf den Rest einstimmt: „Checkin’ the microphone, check check“, schreien die Vokalisten Jordan und Johnny synchron, während der Schlagzeuger Soli probt. Nahtlos reihen sich Noiserockhymnen aneinander, dominiert vom Übereinanderschreien der Sänger und langsam ziselierten Bluesriffs. Hardcore-Attacken, die den Hörern in den ersten Reihen Verzückung in die Gesichter zaubern und den Biertrinkern dahinter Fassungslosigkeit.
Niemand scheint zu wissen, wie man eine Band genießt, die in bester Progrock-Monstermanier jede Rhythmusstruktur dreimal bricht und herzzerreißend unverständliche Texte schreit. Daher tanzt man halt Pogo wie zu Punk. Eine wogende Körpermenge, die nur bei den raren langsamen Stellen ins Leere schwingt.
Robert Best
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