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Kommentar von Bernward Janzing über die angekündigte Stilllegung des französischen AtomkraftwerksAu revoir, Fessenheim

Klappe – die neunte. So oft haben nun verschiedene Regierungsmitglieder Frankreichs einen Termin für die Abschaltung der beiden Atomreaktoren in Fessenheim zugesagt. Und achtmal kassierte die Regierung den jeweiligen Termin wieder oder ließ ihn einfach verstreichen. Verständlich also, dass nach der neuerlichen Ankündigung am Oberrhein auch weiterhin Skepsis herrscht – und zwar so lange, bis Präsident ­Macron und die Atomaufsicht den Ausstiegstermin rechtssicher fixiert haben.

Gleichwohl klingt dieser neunte Termin verbindlicher als mancher zuvor, und zwar aus wirtschaftlichen Gründen. Denn den beiden ältesten Reaktoren Frankreichs steht bald eine Zehnjahresrevision bevor – ein teures Unterfangen, das sich der Betreiber EDF dann doch nicht mehr leisten will. Daher hatte EDF bereits vor einigen Wochen mitgeteilt, Block 1 im September 2020 und Block 2 im August 2022 endgültig vom Netz zu nehmen. Die Nachricht, dass nun beide Blöcke im Sommer 2020 abgeschaltet werden sollen – so muss man die jüngsten Aussagen Macrons wohl interpretieren –, wäre, zumindest was Block 2 betrifft, noch mal ein deutlicher Fortschritt.

Was nun nötig ist, ist Verbindlichkeit, denn Atompolitik in Frankreich ist seit Jahren ein ständiger Eiertanz. Im Jahr 2015 hatte die Regierung beschlossen, den Anteil der Atomkraft am Strommix bis 2025 von 75 auf 50 Prozent zu senken, sie unternahm dann aber so gut wie nichts. Nun spricht Macron davon, bis 2035 neben Fessenheim 12 weitere der aktuell noch 58 Blöcke abzuschalten. So recht daran glauben mag man nicht mehr, wenn man die Ankündigungen der Vergangenheit noch im Ohr hat.

Dabei könnte Frankreich seine Abhängigkeit vom Uran problemlos senken. Frankreich ist ein großes Land, deutlich weniger dicht besiedelt als Deutschland. Es hat viel Potenzial für Windstrom an Land und im Meer, hat ein großes Angebot an Sonne speziell im Süden. Und auch wenn man Energieeffizienz mal ernst nehmen will, hat Frankreich viele Optionen – zum Beispiel durch den Rückbau der unseligen Stromheizungen, die es im Land zuhauf gibt.

Neben den energiewirtschaftlichen Akteuren hat aber auch die Region um Fessenheim endlich Klarheit verdient. Immer wieder wurde gerade von deutscher Seite die Idee eines deutsch-französischen Gewerbegebiets in Fessenheim propagiert, das etwa zum Technologiezentrum für autonomes Fahren werden könnte. Aber auch diese Pläne litten stets unter der ständigen Unschlüssigkeit, was die beiden Reaktorblöcke betrifft. Wenn Macron auch in diesem Punkt Alternativen zu den Schrottmeilern anschieben will, sollte er nun umgehend die Stilllegung der Anlagen juristisch unumkehrbar machen.

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