Hilfe kommt auf Knopfdruck

HAUSNOTRUF Um selbständig zu leben, entscheiden sich immer mehr ältere Menschen für einen Hausnotruf

Die Geräte sehen aus wie Anrufbeantworter, können aber im Notfall Leben retten

Sie sehen aus wie Anrufbeantworter, können aber im Notfall Leben retten: Hausnotrufsysteme. Sie werden über die Telefonbuchse angeschlossen und sind mit einem Handgerät ausgestattet, das durch einen Druck auf den Notfallknopf Sprechkontakt zur Notrufzentrale herstellt. „Ich habe den Notruf noch nie gebraucht, aber ich fühle mich so viel sicherer und weniger allein“, erzählt eine 92 Jahre alte Kundin des Hamburger Hausnotrufanbieters Sonotel. Seit fünf Jahren liegt das Gerät in ihrer Wohnung.

„Die Geräte können nicht als Abhörsysteme genutzt werden“, sagt Thorsten Vollmers vom Hausnotrufdienst der Johanniter. Es käme nur dann eine Sprechverbindung zustande, wenn der Kopf gedrückt wird. Dadurch, dass der Knopf leicht zu drücken ist, komme es jedoch zu gelegentlichen Fehlalarmen. In so einem Fall wird aber lediglich eine Verbindung zur Notrufzentrale hergestellt, die dann den Kunden anspricht. So können Fehlalarme leicht erkannt und entsprechend bearbeitet werden, versichern die Anbieter der Hausnotrufdienste.

Seit den 1980er Jahren gibt es Hausnotrufsysteme, die seitdem immer weiterentwickelt worden sind. Sie wurden kleiner und zuverlässiger. Mittlerweile kann von jedem Ort in der Wohnung Kontakt mit den Helfern aufgenommen werden. Wird ein Alarm ausgelöst, entscheidet die Notrufzentrale so schnell wie möglich, was zu tun ist. Im schlimmsten Fall schickt sie einen Krankenwagen. Manchmal reicht es aber bereits, Freunde, Verwandte oder eigene Ersthelfer der Person zu benachrichtigen. Zeitgleich mit dem Notruf erscheinen auf dem Bildschirm der Zentrale außerdem wichtige Informationen. Dadurch sind die Helfer genauestens über die Krankheitsgeschichte des Betroffenen unterrichtet.

Mit rund 4.000 Kunden sind die Johanniter in Hamburg der größte Hausnotruf-Anbieter. Es gibt aber auch zahlreiche kleine Unternehmen auf dem Markt. Im Gegensatz zu den großen Anbietern haben diese allerdings nicht die Kapazitäten, um eigene Ersthelfer einzusetzen. Stattdessen informieren sie bei einem eingegangenen Notruf Angehörige, Pflegedienste oder Rettungsleitstellen. Der Anbieter Sonotel etwa – mit 379 Kunden in Hamburg – kann Rettungspersonal in die gesamte Republik schicken.

„Die Mehrzahl unserer Kunden sind Senioren“, sagt der Johanniter-Sprecher Thorsten Vollmers. „Aber die Systeme richten sich nicht ausschließlich an alte Menschen. Auch andere Bedürftige oder Kranke können sie nutzen.“ Eine Kostenübernahme der Krankenkassen erfolgt, wenn der Bedürftige mindestens Pflegestufe I hat und alleine lebt. Momentan nutzen dem Bundesverband Hausnotruf zufolge gerade einmal zwei Prozent der über 65-Jährigen diese Systeme.

Sind die Kunden weder pflegebedürftig noch alleine, übernehmen die Krankenkassen die Kosten für ein Hausnotrufsystem nicht. Die monatlichen Kosten liegen im Durchschnitt bei 20 Euro. Hinzu kommen jedoch die einmaligen Anschaffungskosten des Geräts.

Laut dem Bundesverband Hausnotruf entscheiden sich immer ältere Menschen für ein Notrufgerät in ihrer Wohnung. Demnach sei es ihnen zunehmend wichtiger geworden, so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden bleiben zu können. LISA FRANKENBERGER