Aufregung um Kartenfund

STADTPLÄNE Im Bauschutt der Wohnung des Neonazi-Trios fanden sich Ausschnitte von Straßenkarten Braunschweigs, in denen Markierungen angebracht waren. Anschläge waren nicht geplant, sagt das LKA

Bereits im Juli hatte die taz.nord auf die brisanten Kartenfunde hingewiesen

Zahlen, Sterne und Smileys finden sich auf den Ausschnitten von Braunschweiger Stadtplänen. Handschriftliche Markierungen und Anmerkungen des Trios des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU). Im Brandschutt der Zwickauer Wohnung von Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe sind Ermittler auf diese Karten gestoßen. Im niedersächsischen Landtag sorgte dieser Kartenfund gestern für Aufregung.

„Ich erwarte, dass die Landesregierung den Landtag endlich umfassend über die NSU-Spuren nach Niedersachsen informiert“, sagte Pia Zimmermann, innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion.

Bereits im Juli dieses Jahres hatte die taz.nord auf die brisanten Kartenfunde hingewiesen. In den Akten, die der Redaktion vorliegen, finden sich mehrere Kartenauszüge von der Löwenstadt. Karten und Anmerkungen die nahe legen, dass das Trio vielleicht auch hier plante, einen Mord oder Anschlag durchzuführen.

In den Akten haben die Ermittler – soweit es nach dem Brand ging – versucht, die Markierungen einzuordnen. Insgesamt wurden in dem zerstörten Haus in Zwickau 10.000 Spuren gesichert.

Auffällig: Hinter den Zeichen und Zahlen der verschiedenen Karten verbergen sich für Neonazis einschlägige Adressen wie Flüchtlingshilfe, Islamisches Kulturzentrum, Jüdische Gemeinde oder Türkisch-Islamische Union. Auch Büros von CDU und SPD sind markiert.

Der türkische Generalkonsul Tunca Özcuhadar machte weitere Kreuze als Adressen von Moscheen, türkischen und iranischen Restaurants sowie Geschäften aus. Insgesamt sind in den Karten 16 Orte hervorgehoben. Nach den Ermittlungen des LKA handelte es sich dabei aber nicht zum Ziele geplanter Anschläge.

Im Brandschutt fanden die Ermittler auch weiteres Kartenmaterial der niedersächsischen Städte Göttingen und Osnabrück.  ANDREAS SPEIT