ES GIBT KEINEN RASSISMUS
: Deutsche in Uniform

„Du solltest in dein Land zurückgehen!“

Es gibt keinen Rassismus in Deutschland. Ich mache Pause im Sony Center, am Potsdamer Platz. Da nähert sich stramm der Sicherheitsdienst. Man beschuldigt mich, Bilder gemacht zu haben. Ich weise die Männer darauf hin, dass wir uns an einem Ort befinden, an dem täglich Tausende von Touristen fotografieren. „Sie dürfen, du nicht. Du bist ein Profi, ich kann das an deiner Ausrüstung sehen“, sagt ein Uniformierter. Ich antworte ihm, dass Letzteres korrekt ist, mich aber ein Gebäude, von dem es Millionen Bilder im Internet gibt, nicht interessiert. Der Mann ist nicht überzeugt, er möchte meine Fotos sehen. Ich weigere mich, er ruft die Polizei. Sein Kollege schimpft: „Scheißegal, was du bist!“ Ich beschwere mich über den Tonfall, aber er erklärt mir, ohne dabei rot zu werden, dass „scheißegal“ ein höfliches Wort in Deutschland sei. Der nächste Satz aber ist noch schöner: „Du solltest in dein Land zurückgehen.“

Die Polizei kommt. Ein Polizist sagt: „Diese Geschichte könnte negative Konsequenzen für Ihre Karriere haben, wissen Sie das?“ Ich will wissen, warum. Ich habe keine Fotos im Sony Center gemacht, wie ich ihn sogleich überprüfen lasse. Und die Aufforderung, in mein Land zurückzugehen? Das hätte ich wohl missverstanden. Ob mich der Sicherheitsdienst beleidigt hat oder nicht, darüber wird nun ein Richter entscheiden. Aber die Demütigung, von aggressiven Menschen umringt und wie ein Verbrecher behandelt zu werden, die wird bleiben.

Vor ein paar Tagen habe ich diese Geschichte einer Freundin erzählt. Einer deutschen Freundin. „Das ist kein Rassismus. Das passiert in Berlin wie in jedem anderen europäischen Land“, argumentierte sie. Das ist wahr, aber im übrigen Europa nennen wir es Rassismus. Nur in Multikulti-Berlin nicht. Denn es gibt per Definition keinen Rassismus in Deutschland. Nur empfindliche Ausländer. RICCARDO VALSECCHI