Kommentar von Anja Krüger über die schrumpfende Wirtschaft
: Jetzt gegen die Krise wappnen

Es ist ein düsteres Vorzeichen, auch wenn die Bundesregierung es nur für eine Delle in der Statistik hält: Die deutsche Wirtschaft ist laut Statistischem Bundesamt in den Sommermonaten 2018 geschrumpft. Das Bundeswirtschaftsministerium macht für den Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,2 Prozent im dritten Quartal die neuen Abgastests für Fahrzeuge verantwortlich. Denn die machten den Herstellern so zu schaffen, dass sie ihre Produktion zurückfahren mussten.

Die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von der Autobranche ist fatal. Ein angekündigter Test lässt die Autobauer in die Knie gehen. Was mag erst passieren, wenn der Brexit oder die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump den deutschen Autoherstellern wirklich herbe Schläge versetzen? Beides kann geschehen, denn der Brexit und Trumps Zollpolitik können Lieferketten und Exporte stark belasten. Kommt die Autobranche ins Schlingern, zieht sie die Konjunktur mit nach unten. Das ist nicht nur eine Frage volkswirtschaftlicher Kennzahlen. Dabei geht es um viele Menschen, die Angst um ihren Arbeitsplatz und ihre wirtschaftliche Existenz haben.

Umsteuern ist dringend nötig – und möglich. Auf dem Feld der nachhaltigen Wirtschaft gibt es ein riesiges brachliegendes Potenzial, mit dem Arbeitsplätze im großen Stil geschaffen werden können. Leider gibt es aber keinen Vorrang für ökologische Produktionsweisen, umweltfreundliche Verkehrswege oder ressourcenschonenden Konsum.

Statt eine Großoffensive für den ökologischen Umbau der Gesellschaft zu starten, verwöhnt die Bundesregierung weiterhin die deutschen Auto­brauer mit Subventionen und rücksichtsvollen Gesetzen. Das schadet der Branche, weil es sie eben nicht zwingt, sich ökologisch zu modernisieren.

ÖkonomInnen gehen momentan nicht davon aus, dass der Abschwung im Sommer Auftakt für einen Konjunktureinbruch ist. Aber: Die nächste Krise kommt bestimmt. Volkswirtschaften entwickeln sich in Zyklen, zu denen Konjunktureinbrüche gehören. Es sind nicht ManagerInnen und PolitikerInnen, die für diese Krisen zahlen. Es sind diejenigen, die mit ihrem Geld gerade so über die Runden kommen oder die prekär beschäftigt sind.

Jetzt, in einer wirtschaftlich guten Phase, ist der richtige Zeitpunkt, um Beschäftigte gegen die nächste Krise zu wappnen. Dazu gehören die Abschaffung von prekären Arbeitsverhältnissen wie Leiharbeit und eine Anhebung der Löhne, vor allem des Mindestlohns. Nebenbei: Geben Beschäftigte mehr Geld aus, stärkt das die Wirtschaft und zögert die nächste Krise wenigstens hinaus.

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