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Jens Müller Die CouchreporterAuch eine gute Idee wird bei ständiger Wiederholung öde, das zeigt „The Purge“

Foto: Abb.: Stephanie F. Scholz

Der Produzent Jason Blum hat einen Lauf. Während alle Welt sich darüber mokiert, dass in Hollywood nur noch Superhelden-Blockbuster gedreht werden, finanziert er mit Mikrobudgets von nie mehr als fünf Millionen Dollar Filme wie Damien Chazelles „Whiplash“ und Spike Lees „BlacKkKlansman“.

Beides Horrorfilme nur im weiteren Sinn, sind Blums Kerngeschäft die Horrorfilme im engeren Sinn. Das, die kleinen Budgets und seine Qualitäten als Talentscout von Nachwuchsregisseuren: Eigentlich müsste man Blum den Roger Corman des 21. Jahrhunderts nennen. Sein Alleinstellungsmerkmal: Filme, die als kleine, dreckige Genrefilme funktionieren und dabei die aktuellen gesellschaftlichen Verwerfungen im Trump-Amerika originell mitverhandeln – im Falle des mit einem Oscar prämierten „Get Out“ zum Beispiel den Rassismus.

Auch im Abspann von „The First Purge“, in diesem Sommer an der Spitze der deutschen Kinocharts, lief die Hymne der „Black Lives Matter“-Bewegung, Kendrick Lamars „Alright“. Das Politische-Flagge-Zeigen geht natürlich in Ordnung. Der Titel täuscht aber mit Chuzpe darüber hinweg, dass es bereits die vierte Säuberungsnacht und also die dritte Fortsetzung von „The Purge“ (2013) war. Und natürlich kann man die Grundkonstellation – einmal im Jahr ist eine Nacht lang alles erlaubt, wird kein Verbrechen bestraft, unterm Strich soll die konzentrierte Triebabfuhr die Kriminalitätsrate senken; es wäre dem Realpolitiker Trump ja sogar zuzutrauen, dass er auf so eine Idee kommt oder sie dem Kino abguckt – mit neuem Personal immer wieder neu durchspielen, immer etwas anders.

Und doch so gleich. Die Frage, ob die eine hübsche Idee, wenn auch gesellschaftskritisch garniert, das wirklich hergibt, stellt sich nun in verschärfter Form, weil es jetzt auch noch bei Amazon Prime eine zehnteilige Fernsehserie „The Purge“ des „Purge“-Masterminds James DeMonaco gibt, der alle Folgen geschrieben und zumindest bei der ersten auch die Regie geführt hat.

Wenn man ohnehin schon im Franchise-Business ist, kann man den Trend „aus einem erfolgreichen Film mach doch auch noch eine Serie in möglichst vielen ­Staffeln“ wohl schlecht auslassen. Die ersten drei Folgen – mehr war vorab nicht zu sehen – kommen einem jedenfalls selbst dann schon altbekannt vor, wenn man gar nicht alle vier „Purge“-Filme geguckt hat. Und, kein Witz, für eine Episode in Folge zwei hat DeMonaco sich sogar bei Tom Toelles und Wolfgang Menges „Millionenspiel“ bedient. Als die Geschichte einer TV-Show, deren Kandidat nur gewinnt, wenn er seinen Killern entkommt, 1970 im deutschen Fernsehen lief, war DeMonaco ein Jahr alt. Na ja, vielleicht hat er auch nur 1987 im Kino „The Running Man“ mit Schwarzenegger gesehen. Alter Hut, so oder so.

Jason Blum hat einen Lauf und wir wünschen ihm ­weiterhin viel Erfolg. Aber könnte es möglicherweise sein, dass er diesmal, bei „The Purge“, auf einem Rundkurs unterwegs ist – sich im Kreis dreht?

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