Erinnerung an ein deutsches Massaker

Vor 100 Jahren starben in Tansania 250.000 Menschen im „Maji-Maji-Krieg“. Ein Gedenkmarsch erinnert daran

Über die Gräueltaten der deutschen Kolonialherren beim Herero-Aufstand im heutigen Namibia wurde in der letzten Zeit viel berichtet. Immer noch kaum bekannt sind die Massaker, die Deutsche vor 100 Jahren in Tansania verübten. Daran wollen die Werkstatt der Kulturen und der Tansania-Verein am Samstag mit einem Gedenkmarsch und einer Mahnwache erinnern. Und eine Kampagne starten, um die nach einem früheren Gouverneur benannte Wissmannstraße umzubenennen, an der die Werkstatt der Kulturen liegt.

„Im Maji-Maji-Krieg wurden ganze Landstriche entvölkert“, sagt Heinz Räther, Referent in der Werkstatt der Kulturen. Die „Brandpolitik“ der deutschen Kolonialverwaltung habe Zehntausende in den Hungertod getrieben. Außerdem sei zum ersten Mal in der Geschichte ein Maschinengewehr eingesetzt worden.

Damit diese Verbrechen nicht in Vergessenheit geraten, ergriff Fulgens Kisalaya vom Tansania-Verein Berlin-Brandenburg die Initiative. „Wenn wir nur eine Vortragsveranstaltung in einem Saal gemacht hätten, wäre das kaum wahrgenommen worden“, sagt er. Daher habe man mit der Werkstatt der Kulturen den Gendenkmarsch ersonnen.

Der startet am Samstag um 15 Uhr im Hof des Kulturzentrums. „Wir wollen die Wissmannstraße symbolisch umbenennen“, erklärt Heinz Räther. Die trägt ihren Namen nicht etwa zu Ehren eines ehemaligen CDU-Verkehrsministers, sondern des früheren deutschen Gouverneurs von Tansania, Hermann von Wissmann. „Er hat 1890 den so genannten Araberaufstand niedergeschlagen und die Grundlage für den Maji-Maji-Krieg gelegt“, so Räther.

Anschließend geht es über die Hasenheide, die Zossener Straße, den Mehringplatz und den Gendarmenmarkt am Außenministerium vorbei zum Schlossplatz. Dort findet um 18.30 Uhr eine Mahnwache statt, der türkische Künstler Hüseyin Arda baut aus zwei Meter großen, rostigen Metallbuchstaben das Wort „Maji-Maji-Krieg“, außerdem wird es eine Feuerinstallation geben.

Die Veranstaltung soll nur der Auftakt sein für eine zwei Jahre dauernde Veranstaltungsreihe – so lange wie der wohl schlimmste deutsche Kolonialkrieg gedauert hat. Schon am 29. Oktober und am 13. November finden weitere künstlerische Aktionen statt. Wegen der Umbenennung der Wissmannstraße will man sich jetzt an den Bezirk Neukölln wenden. „Das ist kein angemessener Namen mehr, auch als Adresse für unser Kulturzentrum“, findet Heinz Räther.

RAFAEL BINKOWSKI