: Gute Gründe zu gründen
Zur deGUT werden 6.000 Besucher erwartet. 140 Aussteller beraten dort zu Existenzgründung und Unternehmertum. Dort wird vermittelt, wie man mit der eigenen Geschäftsidee durchstarten kann
Von Manfred Ronzheimer
Der Braunkohleabbau hat in der Lausitz großflächige Mondlandschaften hinterlassen. Sie wieder mit natürlicher Flora und Fauna zu besiedeln ist nicht nur eine große umweltpolitische Herausforderung, sondern auch eine Geschäftschance für Unternehmen der Ökobranche. Die Biologin Christina Grätz hat diese Chance ergriffen und ist mit ihrem vor sieben Jahren gegründeten Unternehmen „Nagola Re“ dabei, die Lausitz wieder zum Blühen zu bringen.
„Na gola“ ist ein Begriff aus der sorbischen Sprache und bedeutet „auf der Heide“. Diese Heide möchte die Lausitzerin ihrer Heimat zurückgeben. Und dies nicht nur mit „naturräumlichen Restitutionsmaßnahmen“, wie ein Geschäftszweck von Nagola Re lautet, sondern weil sie dazu regionale, seltene Pflanzen einsetzt werden und dadurch den Charakter der Landschaft bewahrt wird. Die Dienste der Landschaftsbaufirma mit Sitz im brandenburgischen Jänschwalde sind sehr nachgefragt. Heute beschäftigt Christina Grätz über 20 Fachleute aus verschiedenen Bereichen: Von der Landwirtschaftsmeisterin über den promovierten Biologen bis zur Forstwirtin. Wer die innovative Gründerin treffen möchte, hat dazu auf deGUT die Gelegenheit. Dort erzählt sie am 13. Oktober (um 13.05 Uhr auf dem „Marktplatz“) ihre Gründungsgeschichte und steht für Fragen zur Verfügung.
Schon zum 34. Mal finden die Deutschen Gründer- und Unternehmertage (deGUT) am 12. und 13. Oktober 2018 in Berlin statt – seit Jahren ein Pflichttermin für alle, die über ihren Start in die berufliche Selbständigkeit noch nachdenken oder, schon gegründet, die nächsten Wachstumsschritte planen. In der Arena Berlin in Treptow werden 6.000 Teilnehmer erwartet, die sich von 140 Ausstellern und Beratern rund um Existenzgründung und Unternehmertum informieren lassen können. Damit ist die deGUT die größte Gründermesse in Deutschland. Geboten wird außerdem ein kostenloses Seminar- und Workshopprogramm sowie intensive Kontakte zu Gleichgesinnten, Förderern und Mentoren. Veranstaltet wird die deGUT von der Investitionsbank Berlin (IBB) und der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB). Die deGUT wird gefördert von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe des Landes Berlin und dem Ministerium für Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg aus Mitteln der Länder und des Europäischen Sozialfonds. Als Schirmherr fungiert der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier.
Dass die Gründermesse deGUT in Berlin entstand und Bestand hat, ist kein Zufall. Seit Jahren schon wird von der Berliner Wirtschaftspolitik der Gründerförderung besondere Aufmerksamkeit geschenkt, sei es durch Gründerzentren und Gründerwettbewerbe wie dem ersten Businessplanwettbewerb in Deutschland oder wegen des hohen Wissenschaftsbesatzes in Berlin die besondere Unterstützung von Ausgründungen aus den Hochschulen. So hat die Beuth Hochschule für Technik Berlin im vergangenen Monat ihren fünften Call „Berliner Start-up Stipendium“ gestartet. Junge Gründer können sich um eine sechsmonatige Förderung bewerben, um ihre Gründungsidee an den Markt zu bringen. Derzeit erhalten 53 Studierende aus insgesamt 19 Gründungsteams diese Unterstützung. Die Innovationen finden auch Anerkennung, wie beim Start-up Sopher, das sich auf digitale Verschlüsselungstechnologien spezialisiert hat.
Das am Centre for Entrepreneurship der TU Berlin betreute Gründerunternehmen wurde vorigen Monat auf der Internationalen Funkausstellung IFA in Berlin mit dem Hauptpreis des Gründerwettbewerbs Digitale Innovationen ausgezeichnet: ein Scheck von 32.000 Euro aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Einzelerfolge summieren sich in Berlin zu volkswirtschaftlichen Effekten. So bestätigte der jüngste Konjunkturbericht von Wirtschaftssenatorin Ramona Pop, dass die politische Hauptstadt auch weiterhin die Gründerhauptstadt Deutschlands ist. Danach lag im ersten Halbjahr 2018 die Zahl der Neugründungen in Berlin bei 20.729, gegenüber 20.437 im ersten Halbjahr 2017. „Damit blieb die Gründungsdynamik auf einem stabil hohen Niveau“, resümierte die Senatorin.
Im Vergleich der Bundesländer liegt Berlin weiterhin an der Spitze bei den Neugründungen pro 10.000 Einwohner und erreichte in den ersten fünf Monaten 2018 hier einen Wert von 48, gefolgt von Hamburg (41) und Hessen (33). Der Bundesdurchschnitt lag bei 29. Auch bei den wirtschaftlich bedeutsameren Betriebsgründungen, bei denen beispielsweise ein Eintrag ins Handelsregister oder eine Handwerkseigenschaft vorliegt bzw. mindestens ein Arbeitnehmer beschäftigt wird, liegt Berlin vorne. Von Januar bis Mai gab es in Berlin elf Betriebsgründungen pro 10.000 Einwohner. Für Deutschland insgesamt lag der Wert bei sieben. Gegründet werden vor allem Dienstleistungsunternehmen: 78 Prozent waren es bisher in 2018, wobei der Handel die Spitzenposition einnimmt. Es folgen die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen und die freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen.
Deutsche Gründer- und Unternehmertage: 12./13. Oktober, Arena Berlin, Eichenstr. 4, 12435 Berlin. Weitere Informationen: degut.de
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