Mit einem Preisschild versehen

Hamburgs Iraner Mehdi Mahdavikia spielt sich nach seinem fußballerischen Ramadan wieder zurück in die Stammelf des HSV. Sein Tor bringt das 1:1 gegen Hannover 96

„Ausrangiert“ ist ein Etikett mit dem alte Automaten oder Maschinen beklebt werden. Einen Menschen auszurangieren gelingt beinahe nur Fußballklubs. In Zusammenhang mit dem Begriff Abstellgleis führt dies dann zu Schicksalen die böse enden. Oder aber zu sensationellen, spektakulären Comeback-Geschichten, wie sie Zeitungen mit großen Buchstaben schätzen.

Mehdi Mahdavikia war ausrangiert, auf das Abstellgleis geschoben und bereits mit einem Preisschild versehen Klubs in ganz Europa angeboten worden, damit der Hamburger SV Mahdavikias Spitzengehalt künftig anders verwenden könnte. So stand es überall großlettrig zu lesen. Und so wurde es großspurig in den sportlichen Verantwortungszirkeln des HSV kundgetan.

Der bei den Fans beliebte Fummelexperte ließ sich wie in seinen fußballerisch besten Zeiten nicht von den Grätschen der Verantwortlichen umsensen. Gleichmütig trainierte er verstärkt für eine erneute Chance, nachdem er schon in den letzten Spielen der vergangenen Saison häufiger auf der Auswechselbank Platz nehmen musste. Nur nach allzu heftigen Verbalattacken wehrte sich der höfliche Perser.

Das Spiel gegen Hannover war seine bislang beste Revanche im Duell um seine fußballerische Karriere beim HSV. Das fand auch Sportchef Dietmar Beiersdorfer. „Ich habe kein persönliches Problem mit Mehdi. Er muss erstmal sich selbst zeigen, wie gut er Fußball spielen kann.“ Nach seinem Kopfballtor in der 22. Minute und einem Lattentreffer in der 75. Minute dürften demnach selbst nicht vorhandene Probleme ausgeräumt sein. „Wir werden keinen Spieler mehr abgeben. Auch nicht Mehdi“, sagt Trainer Thomas Doll. „Er hat im richtigen Moment seine Chance genutzt.“ Den bei den Fans beliebten Dribbelfloh dürfte dies freuen. „Die Zeit war nicht einfach für mich. Ich habe gekämpft und bin heute sehr zufrieden“, sagte der 28 Jahre alte Spitzenverdiener des HSV.

Die Chance bis zum 31. August noch einen Spieler zu verpflichten will sich Hannover 96 indes entgehen lassen. „Wir können wirklich keinen Spieler mehr verpflichten“, erklärte 96-Manager Ilja Känzig trotz zehn verletzter Spieler. 96-Trainer Ewald Lienen verzichtete sogar auf Einwechslungen. Ein neues Problem zwischen ihm und Lienen sieht Känzig aber nicht heraufziehen. „Das liegt doch nur an der Vorgeschichte. Momentan müssen wir eben sehen, dass wir auch auf unschöne Art und Weise Punkte holen.“ Und das sind nach dem dritten Spieltag, nach drei Unentschieden immerhin schon mal drei an der Zahl. Dritter wird man wohl trotzdem nicht. FOG