LESERINNENBRIEFE
:

Wenn das alles so einfach wäre

■ betr.: „Erst der Peer, dann die Partei“, taz vom 29. 9. 12

Ja wenn das alles so einfach wäre: ein ganzes Jahr vor der Wahl steht die Siegerin schon alternativlos fest! Aber da war doch auch die Wahl in NRW vor Jahr und Tag, wo alle Kommentatoren den MP und selbsternannten Arbeiterführer Rüttgers als sicheren Sieger sahen. Und überhaupt: An Steinbrück gibt es viel zu mäkeln, aber wer denn sonst soll die SPD zum Sieg führen, wenn nicht er, der für ein Amt in einer großen Koalition unter Merkel nicht zur Verfügung steht. Also mal sehen, wann ich in meiner taz mal lese, dass auch die SPD und Steinbrück was gut machen. LINDE ERDMANN, Bochum

Die SPD schafft sich ab

■ betr.: „Erst der Peer, dann die Partei“, taz vom 29. 9. 12

Sie hätten auch titeln können: „Die SPD schafft sich ab!“ Danke für diese treffende Analyse! Aber gerade vor dem Hintergrund des Leitartikels auf der taz.berlin-Seite muss befürchtet werden, dass der Blick aus der großen (Stillstands-)Koalition in Berlin auf die zukünftige Post-Kohl-Aussitzkoalition im Bund dem Blick in die Röhre gleichkommen wird.

Schade, Deutschland hätte Besseres verdient! Zum Beispiel eine nicht verbrauchte SPD-Spitze mit einem Blick für die Zukunft! Durch Appelle zur Geschlossenheit wird im Vorfeld schon die Demokratie ausgehöhlt, die große Koalition wird dann das i-Tüpfelchen zur Verarmung der Demokratie. NOBERT VOSS, Berlin

Eine große Chance

■ betr.: „Der tapfere Sozialdemokrat“, taz vom 29. 9. 12

Selbstverständlich besitzt Peer Steinbrück eine große Chance, Merkel trotz ihres inszenierten Bildes einer „Eisernen Lady“ zu schlagen. Denn erstens verfügt ein Volkswirt über genügend Rüstzeug, um der Bevölkerung glaubwürdig zu erklären, dass das bisherige Eurokrisenmanagement durch die Verstärkung der Rezession im südeuropäischen Raum keine Probleme löst.

Und zweitens sitzt Angela Merkel die großen innenpolitischen Herausforderungen, wie etwa die Bekämpfung des humanitären Pflegenotstandes, des Fachkräftemangels oder der zunehmenden Hungerlöhne nur aus. Deswegen wird sich durch einen zugespitzten inhaltlichen Wahlkampf, an dem sich die Bündnis-Grünen beteiligen sollten, eine ewige Kanzlerin noch verhindern lassen.

RASMUS PH. HELT, Hamburg

Rette sich, wer kann

■ betr.: „Steinbrück soll 2013 kandidieren“, taz.de vom 28. 9. 12

Da werden wir bei der Bundestagswahl also die Auswahl haben zwischen einer linken Rechten und einem rechten Linken. Zwischen Peer Steinbrück, dem deutschen Bankenretter, und Angela Merkel, der europäischen Retterbank. Rette sich, wer kann.

Rette sich, wer nach zehn Jahren Schröder, Steinbrück, Merkel und Westerwelle und diesem ganzen arbeiter-, kinder-, bildungs-, sparer- rentner-, kranken-, griechen- und sozialfeindlichen, aber banken-, hotel- und konzernfreundlichen Kindergarten noch kann. Also niemand. Das wird ein Kreuz mit dem Kreuz bei der Wahl: Mit der rechten Hand? Mit der Linken? Mit Hammer und Sichel oder der Totenkopfflagge? Gar mit dem grünen Verbotsgemüse?

Gott, Christus oder Mohammed, dreigespalten, gern auch Prophet, beschnitten oder mit Vorhaut, wer auch immer, wenn es dich gibt, gib uns auf dem Wahlzettel ein Feld, unter dem steht: „Ich bin mit keinem Wahlvorschlag einverstanden, weil …“ Ein Wunder! Bitte!

MICHAEL MARESCH, München

Der einzig Richtige

■ betr.: „Der tapfere Sozialdemokrat“, taz vom 29. 9. 12

Zu diesem Kanzlerkandidaten kann man der SPD eigentlich nur gratulieren, denn Peer Steinbrück ist in der gegenwärtigen Situation der einzig Richtige, der mit seinem finanzpolitischem Sachverstand Frau Merkel Paroli bieten kann. Wenn auch jetzt viele Umfragen herumgeistern, die Merkel weit vorne in der Zustimmung der Bevölkerung sehen, so prophezeie ich, dass sich das sehr schnell ändern wird, wenn die Eurokrise sich weiter verschärft. Denn Frau Merkel ist nicht die großartige Krisenmanagerin, die sie immer vorgibt zu sein! Sie sitzt die Probleme doch eigentlich nur aus und reagiert erst dann, wenn es viel zu spät ist. THOMAS HENSCHKE, Berlin