: Tanzen lehren gelernt
Einige Tanzschulen im Norden suchen noch Auszubildende. Ausgebildete TanzlehrerInnen haben gute Chancen auf feste Jobs
Von Marthe Ruddat
Walzer, Discofox oder Foxtrott: Diese Tänze stehen auf dem Unterrichtsplan für angehende TanzlehrerInnen, für die gerade das neue Ausbildungsjahr begonnen hat. „Aber es gibt durchaus noch freie Ausbildungsplätze im Norden“, sagt Thomas Trätow, Regionalbereichsbeauftragter des Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverbands (ADTV). Besonders in den kleineren Städten und auf dem Land würden noch NachrückerInnen gesucht. Der Tanzlehrerverband ist ein Zusammenschluss von rund 800 Tanzschulen in Deutschland. An der angegliederten Tanzlehrerakademie und den dazugehörigen Schulen werden TanzlehrerInnen aus- und weitergebildet.
Auch die Tanzschule Hädrich in Hamburg hat seit dem 1. September eine neue Auszubildende. In den kommenden drei Jahren wird sie zum einen selber neue Tanzschritte lernen, zum anderen wird ihr beigebracht, wie sie anderen die richtigen Schrittfolgen kompetent vermittelt. Das Gehalt für Auszubildende bewegt sich je nach Ausbildungsjahr und Tanzschule zwischen 350 und 700 Euro.
Die Ausbildung ist dual angelegt. An einer der ADTV-Tanzschulen – dort bewerben sich die Auszubildenden auch direkt – findet der praktische Teil statt: Die Lehrlinge lernen selbst Tanzen. Das umfasst zunächst die klassischen Gesellschaftstänze, aber es geht auch schon um Zusatzqualifikationen: Hier können die Auszubildenden – meist in Absprache mit der Tanzschule – zwischen verschiedenen Tänzen wählen, zum Beispiel Kindertanz oder Rollstuhltanz.
Gerade am Anfang gehören auch organisatorische Aufgaben zur Ausbildung. „Das ist wie in jedem anderen Betrieb auch“, sagt Stefan Thimm, Mitinhaber bei Hädrich und selbst praktischer Ausbildungslehrer. „Die Auszubildenden lernen erst einmal den täglichen Arbeitsablauf kennen, arbeiten am Empfang oder der Bar. In den AnfängerInnenkursen assistieren sie aber schnell den bereits ausgebildeten TanzlehrerInnen.“ Ab dem zweiten Jahr übernehmen die Auszubildenden selbst eigene Kurse, zunächstfür AnfängerInnen, später auch für Fortgeschrittene. Der theoretische Ausbildungsteil findet an einer Berufsschule statt. In Norddeutschland gibt es vier solcher Schulen, zwei in Hamburg, jeweils eine weitere in Hannover und in Jever. Etwa zweimal in der Woche müssen auch die Auszubildenden aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern den Weg an eine dieser Schulen auf sich nehmen. Dort haben sie dann unter anderem Unterricht in Rhetorik, Pädagogik, Anatomie und Kommunikation und lernen den theoretischen Hintergrund zu den verschiedenen Tänzen kennen.
Am Ende: eine Prüfung
Ob die Auszubildenden schon viel Erfahrung im Tanzen haben, sei für die meisten Schulen nicht ausschlaggebend, sagt Thimm. Spaß an der Musik und an Bewegung seien wichtiger. „An oberster Stelle steht aber, dass sie Spaß an der Arbeit mit Menschen haben“, sagt Thimm. „In diesem Beruf haben wir mit Menschen jeden Alters und jeder Herkunft zu tun, das muss einem schon liegen.“
Wer sich für eine Ausbildung zur TanzlehrerIn bewerben möchte, sollte möglichst 18 Jahre alt sein. Das hat rein arbeitsrechtliche Gründe: man arbeitet zumeist abends. „Aber auch hier gab es schon Sonderregelungen für Auszubildende, die am Anfang der Ausbildung noch 17 Jahre alt waren“, sagt Thimm.
Am Ende müssen sich die angehenden TanzlehrerInnen einer Abschlussprüfung stellen. Neben einer schriftlichen Arbeit müssen sie zehn Tänze – in der Damen- und in der Herrenrolle – vortanzen und diese in einem theoretischen Teil auf Besonderheiten hin analysieren.
Ausgebildete TanzlehrerInnen haben laut Thimm sehr gute Chancen auf eine Festanstellung. An den Schulen herrsche großer LehrerInnenmangel, sagt er. Aber auch eine freiberufliche Tätigkeit ist möglich. „Die Ausbildung des ADTV ist ein Gütesiegel und international hoch angesehen“, sagt Thimm. „Mit diesem Abschluss können die Tanzlehrerinnen und Tanzlehrer auf der ganzen Welt arbeiten.“
www.adtv.de; tanzausbildungen.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen