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Marley Großbritannien/USA 2012, R: Kevin MacDonald / Originalfassung mit Untertiteln

Kevin MacDonalds außergewöhnliche Dokumentation über Bob Marley überzeugt durch brillante Bilder, sorgsam ausgewählt und montiert. So wird St. Ann, wo Robert Marley aufwuchs, aus der Luft gezeigt. Das satte Grün der jamaikanischen Berge, inmitten der Insel. Mittendrin elende Hütten, das Dorf.

Neville ‚Bunny Wailer‘ Livingston, der aus Kingston nach St. Ann kam, ließ sich von Robert die Landwirtschaft erklären – und zeigte ihm, wie sich als Blechdosen Gitarren und Trommeln bauen lassen: „Als Saiten haben wir die Stränge von aufgetrennten Stromkabeln genommen, Mann!“

Später zieht Mutter Marley mit Robert nach Kingston, in ein Elendsquartier, wo auch nur Bruchbuden stehen, Trenchtown. Hier entsteht der Reggae.

Zu kurz kommen die Lieder in „Marley“, von denen es nur zu kurze Ausschnitte gibt. Die Musik, die revolutionären Texte, etwa beim zitierten Redemption Song – nur angespielt. Dafür kommen viele WeggefährtInnen zu Wort. Sonnen sich im Glanz der Erinnerung an den ersten Weltstar, der aus der „Dritten Welt“ kam. Jimmy Cliff, Lee ‚Scratch‘ Perry, viele andere: Sie sprechen über Reggae, das neue Selbstbewusstsein, nachdem Jamaica 1962 unabhängig geworden war, das Black Consciousness der Rastafari-Bewegung. Get up, stand up, don‘t give up the fight!

Do, 4.10., 20 Uhr, Lichtmess-Kino, Gaußstraße 25, Hamburg.

Violeta Parra Chile/Argentinien/Brasilien 2011, R: Andrés Wood; D: Francisca Gavilán, Christián Quevedo, Thomas Durand / Originalfassung mit Untertiteln

„Violeta se fue a los cielos“, Violeta ist in die Himmel gegangen, so der Originaltitel, ist ein Spielfilm über eine besondere Frau, die 1917 als Tochter einer Indigenisierten und eines Dorfschullehrers in Chile geborene Violeta Parra.

Regisseur Andrés Wood, dessen Film „Machuca!“ über den Militärputsch 1973 auch hierzulande lief, hat die Rollen gut besetzt. Francisca Gavilán ist sehr überzeugend als Violeta Parra. In verstörenden und berauschenden Bilder ist er zu sehen, der Zauber, wie die junge Violeta die Gitarre des Vaters für sich entdeckt, aber auch die Verzweiflung über das Elend, wenn der Vater betrunken mit der Gitarre in einer Bar um sich haut.

Es ist kein romantischer Film. Aber Violeta singt schön, klar. Etwa ein Lied, das sie für die Bergarbeiter geschrieben hat.

Über deren Leben in Hütten, die selbst einer Schlange zu elend wären. Sie kämpft, erfährt Ausgrenzung – als Frau, als Landbewohnerin, als Kommunistin. Das weltbekannte Lied „Gracias a la Vida“, Dank an das Leben, ist von ihr. Sie begründete das neue chilenische Lied, sammelte Lieder der armen Landbevölkerung, ihrer Nachbarschaft, um sie auf die Bühne zu bringen. Gegen Widerstände, Entmutigung sang sie an. Violeta Parra ist in Chile eine Legende. Dieser Film ist bitter und voller Aufbegehren.

Läuft als Preview – regulärer Kinostart ist am 29. 11. - im Rahmen des Cine Club Español, mit Einführung.GASTON KIRSCHE