: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Bekannt geworden ist der deutsche Dokumentarfilmer Thomas Riedelsheimer vor allem mit Filmen über Künstler und ihre Beziehung zu Umwelt und Natur wie „Rivers and Tides“ (2001), dem Porträt des schottischen Land-Art-Künstlers Andy Goldsworthy. Für sein jüngstes Werk „Jardin en el mar“ (Garden in the Sea) begleitete der Filmemacher vier Jahre lang die spanische Bildhauerin Cristina Iglesias, die nahe der mexikanischen Insel Espiritu Santo, einem zum Weltkulturerbe der Unesco gehörenden Schutzgebiet, eine Unterwasserskulptur auf den Meeresboden setzen möchte. Dabei unterscheidet sich „Jardin en el mar“ in mindestens einem Punkt sehr wesentlich von „Rivers and Tides“: Konnte man Goldsworthy direkt bei seiner oft filigranen künstlerischen Tätigkeit beobachten, geht es bei Iglesias mehr um Inspiration und Konzeption – denn am Ende werden tonnenschwere Betonteile im Meer versenkt. Weshalb sich der Mittelteil des Films stärker der Faszination widmet, die Landschaft und Fauna auf alle an der Aktion Beteiligten ausübt. „Jardin en el mar“ läuft in der Doku.Arts-Reihe im Zeughauskino, Thomas Riedelsheimer wird zur Vorführung am 10. Oktober erwartet. (OmeU, 10. 10., Zeughauskino)
Animationsfilme für Erwachsene haben es in Deutschland, wo der Zeichentrick über Jahrzehnte fast ausschließlich von den Disney-Familienfilmen repräsentiert wurde, von jeher schwer. Umso schöner ist es, wenn einmal eines jener vergleichsweise raren Werken den Weg in unsere Kinos findet: In „Chico & Rita“ erzählen die spanischen Regisseure Fernando Trueba und Javier Mariscal im Rahmen eines musikalischen Melodrams von der turbulenten Beziehung zwischen der Sängerin Rita und dem Pianisten und Komponisten Chico im präkommunistischen Kuba: ein komplexes Spiel aus Anziehung und Enttäuschung, tragischen Missverständnissen und Verrat, befeuert durch die Rhythmen von lateinamerikanischer Musik, Bebop-Jazz und eine fast körperlich greifbare Erotik. Stilistisch setzen die Regisseure auf eine klare Abgrenzung zum Computeranimationsfilm: In ihren handgezeichneten Bildern sind die Figuren eher flächig als realistisch angelegt, und eine zurückgenommene Farbpalette aus Braun-, Grau- und Gelbtönen verleiht den Schauplätzen die Patina der Erinnerung an vergangene Tage. (OmU, 4.–10. 10., Acud 2, Central 2, Rollberg 3)
Das Meisterwerk „Rocco und seine Brüder“ (1960), in dem er noch einmal die Lebensbedingungen im Italien der Nachkriegszeit auslotet, setzt den Schlusspunkt unter die neorealistische Phase von Regisseur Luchino Visconti: ein bitteres und auch verstörendes Drama über den Zerfall einer Familie, die aus ihrer süditalienischen Heimat in den industrialisierten Norden kommt, wo die alten Familienwerte nicht mehr zählen. Das Filmmuseum Potsdam zeigt „Rocco und seine Brüder“ aus Anlass des 75. Geburtstags der Potsdamer Drehbuchautorin und Schriftstellerin Helga Schütz, die sich den Film gewünscht hat. (OmU, 6. 10., Filmmuseum Potsdam) LARS PENNING
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen