Kulturlose U-Bahnhöfe in Köln

Die acht neuen Stationen im Untergrund der Stadt können wohl nicht künstlerisch gestaltet werden. Verschärfte Brandschutz-Bestimmungen und unvorhergesehene Bodenhindernisse sollen die Baukosten bereits zu weit in die Höhe getrieben haben

AUS KÖLNJÜRGEN SCHÖN

Es ist das aufwändigste Infrastrukturprojekt Kölns der letzten Jahrzehnte. Für 750 Millionen Euro lässt sich die Stadt eine vier Kilometer lange, neue U-Bahn-Linie bauen. Die Bauarbeiten sollen 2010 beendet sein. 90 Prozent der Kosten tragen Bund und Land. Mit der Bahn sollen die südlichen Stadtteile mit der Innenstadt verbunden und täglich 100.000 Fahrgäste befördert werden. Ein Konzept für die künstlerische Gestaltung der acht neuen U-Bahnhöfe haben die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) noch nicht. Heute wird darüber beraten.

Schon vor den ersten Planungen hatte der Kulturausschuss der Stadt beschlossen, dass die U-Bahnstationen als „Aushängeschild der Stadt“ künstlerisch gestaltet werden müsse und das 2001 im Vertrag mit der KVB festgeschrieben. Die Maßnahmen sollten rechtzeitig „nach Art und Umfang zwischen den Vertragspartnern einvernehmlich abgestimmt“ werden. Das ist offensichtlich nicht geschehen. Bisher existiert nur ein „Konzept“, wonach sich in den Bahnhöfen die Stadtgeschichte der unmittelbaren Nachbarschaft widerspiegeln soll. Die Architekten für die einzelnen Stationen arbeiten bislang eher ohne Absprache mit ihren Kultur-Kollegen. „Ein Bild wie Kraut und Rüben“, sagt der SPD-Kultursprecher Hans-Georg Bögner. Der Vorsitzende im Kölner Kulturausschuss Lothar Lemper (CDU) wirft der KVB vor, „den öffentlichen Raum auf eine Art zu versauen, die nicht hinnehmbar ist“.

Auf das von den Verkehrsbetrieben eingeforderte überarbeitete Konzept wird der Kulturausschuss heute allerdings vergeblich warten. „Die Architekten beraten noch“, sagte eine KVB-Sprecherin der taz. Ein wichtiger Aspekt sei dabei, dass die künstlerische Gestaltung in den Etat passe. Verschärfte Brandschutzbestimmungen und unvorhergesehene Bodenhindernisse hätten die Baukosten in die Höhe getrieben. „Erfahrungsgemäß wird dann als erstes an der Kunst am Bau gespart“, sagt Stefan Schmitz, Vorsitzender des städtischen Gestaltungsbeirats und als Architekt selber verantwortlich für einen der Bahnhöfe. Die Gespräche mit der KVB seien schwierig.

„Wenn die Stadt eine künstlerische Gestaltung haben will, muss sie dafür zahlen“, sagt KVB-Vorstand Walter Reinartz. Er glaubt nicht, dass die Kosten für die Optik vertraglich festgehalten sind. „Das ist lächerlich“, widerspricht Lemper. Bei dem Riesenetat müsse auch was für die Kunst drin sein. Auch die grüne Bürgermeisterin Angela Spizig gibt die Hoffnung noch nicht auf. „Zwar wurden bislang Informationen verschleppt und Fakten geschaffen, doch jetzt müssen wir retten, was zu retten ist“, sagt sie und plädiert für einen bundesweiten Künstlerwettbewerb.

Kultur und Zukunftsplanung scheinen in Köln keine gemeinsame Zukunft mehr zu haben. Bereits vor Wochen hatte der archäologische Fund der Grundmauer einer Kölner Bastion aus dem 15. Jahrhundert die Bauarbeiten kurzfristig lahm gelegt. Die Forscher hatten nur wenige Tage Zeit, das zehn Meter lange historische Steinmonument auszugraben. Es wird nun in Teilen an anderer Stelle wieder aufgebaut. „Es tut weh, aber es gibt keine Alternative“, sagte damals Hansgerd Hellenkemper, Direktor des Römisch-Germanischen Museums. Die Kosten für die Bergung betrugen 15.000 Euro.