Spinat ernten auf der Datenautobahn

Mit Fördermitteln aus dem Ziel-II-Programm der Europäischen Union für strukturschwache Gebiete soll aus dem Ruhrgebiet ein Daten-Eldorado werden. Für den Wettbewerb steht allerdings noch nicht einmal die Jury

ESSEN taz ■ Das Ruhrgebiet soll mit öffentlichen Mitteln der Europäischen Union auf Wettbewerbsfähigkeit getrimmt werden. Das haben sich die Projekt Ruhr aus Essen und die neue schwarz-gelbe Landesregierung zum Ziel gesetzt. Gestern sagte Projekt Ruhr-Chef Hanns-Ludwig Brauser in Essen, dafür sei eine Infrastruktur notwendig, die kleinen und mittleren Unternehmen den Zugriff auf Breitband-Datennetze ermögliche, sei es per Funk, per Mobiltelefon oder per Kabelnetz. Breitbandzugänge bezeichnen den schnellen Zugang zum Internet, der es ermöglicht, große Datenmengen wie beispielsweise Filme schnell herunterzuladen.

„Um international im Wettbewerb der Standorte Schritt zu halten, muss die Breitband-Technologie auch in der Metropole Ruhr besser genutzt und flächendeckend ausgebaut werden“, so Brauser gestern bei der Vorstellung des Wettbewerbs „Metro Breitband Ruhr“. Im Höchstfall könnte der Wettbewerb vier Preise in Höhe von je 100.000 Euro ausschütten, die den Gewinnern für die Förderung ihrer Projekte über drei Jahre verteilt ausgezahlt würden.

Als Sponsoring-Unternehmen stellen zusätzlich die Telekommunikationsunternehmen E-Plus und Telekom jeweils einen Sonderpreis in Höhe von je 10.000 Euro bereit. Hans Bruch, Referent der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalens sagte, die Breitbandtechnologie werde in den kommenden Jahren für 0,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) sorgen.

Deshalb sei es wichtig, für einen gesunden Mix an Breitbandzugängen für die Wirtschaft zu sorgen. Der Internetzugang über das Fernsehkabel sei in NRW unterrepräsentiert, dabei „ist das Fernsehkabel die ideale Auffahrt zur Datenautobahn“.

Allerdings setzen die Preisverleiher nur auf mobile Lösungen zur Steigerung des BIP. Kurt Monse, Professor am Dortmunder Forschungsinstitut für Telekommunikation (FTK) sagt über das vom Preisverleiher geförderte UMTS: „Da ist bisher nicht viel bei herumgekommen.“ Das werde sich in den kommenden Jahren aber ändern, „Musikdownloads, Datendownloads und mobile Spiele werden ein großes Thema“, so Monse gestern. Zudem werde schon heute daran gearbeitet, die Spinaternte in Reken auf einer Fläche von über 4.000 Hektar mittels mobiler Breitbandtechnologie zu optimieren, sagte Monse. Den Einwand, dass dafür ein heute schon erhältliches Satellitennavigationsgerät reichen könne, will Monse nicht gelten lassen. „Da werden ja auch hochauflösende Bilder gesendet, die dann in den Erntemaschinen genutzt werden können.“

Für die Jury stellt sich Projekt Ruhr-Chef Brauser ein „maximal elf“-Personen-Team vor, darin säßen Personen aus den Partner-Unternehmen, die Plätze der anderen Juroren seien noch vakant, so Brauser. „Denn mit einer Jury-Mitgliedschaft gibt man ja auch seinen Namen, die prüfen momentan noch die Substanz“, so Brauser.

Die sollen nach seinem Willen die Partnerunternehmen E-Plus und Telekom in den Wettbewerb einbringen. Denn wenn ein mittelständischer Preisgewinner von einem „der Großen an die Hand genommen wird“, sei das für das Unternehmen wie ein Lottogewinn, so Brauser. „Das ist wie ein Sechser dann“, prophezeit der Projekt Ruhr-Chef den Gewinnern des Wettbewerbs eine rosige Zukunft. ELMAR KOK