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american pieJimmy G. muss warten

Die San Francisco 49ers verlieren durch die Verletzung ihres Quarterbacks schon den zweiten Schlüsselspieler. Dabei hatte der NFL-Klub Pläne

„Wir stehen das zusammen durch, mein Bruder“, twitterte Jerick McKinnon am Montag. Der Running Back der San Francisco 49ers leistete damit öffentliche Aufbauarbeit für Jimmy Garoppolo, den Quarterback des Teams. Der 26-Jährige hatte sich einen Tag zuvor im Spiel gegen die Kansas City Chiefs das Kreuzband gerissen und fällt damit für den Rest der Saison aus – wie auch McKinnon, der sich die Verletzung bereits zwei Tage vor Start der Spielzeit zuzog.

Damit fehlt 49ers-Head-Coach Kyle Shanahan nach nur drei Spieltagen bereits der zweite – und noch wichtigere – Schlüsselspieler. Er wird selbst noch nicht so recht wissen, wie es nun weitergehen soll. „Ich weiß nur, dass ich mich unglaublich darauf freue, Jimmy im nächsten Jahr wieder hier zu sehen“, sagte Shanahan. „Es ist sehr unglücklich. Es war schwer, heute morgen aufzuwachen.“ Der unbeleckte Ersatzmann C. J. Beathard wird in seinem zweiten Jahr in der NFL nun versuchen müssen, Garoppolo zu ersetzen.

Für die traditionsreichen „Niners“ ist Garoppolos Verletzung ein weiterer Rückschlag auf dem Weg zurück zu längst vergangenen erfolgreichen Zeiten – denn der Spielmacher stand für erste Anzeichen eines Aufschwungs, nach dem sich Klub und Fans schon lange sehnen.

In den Achtzigern und Neunzigern holten die Kalifornier angeführt vom legendären Quarterback Joe Montana gleich vier Mal den Super Bowl, das Team hatte neben Montana auch noch den überragenden Wide Receiver Jerry Rice im Kader. Dann übernahm der nicht ganz so große Steve Young von Montana und gewann einen weiteren Titel, den bisher letzten, für die Saison 1994. Auf eine lange Durststrecke – von 2003 bis 2010 wurden die Playoffs verpasst – folgte ein kurzes Zwischenhoch, das in der Finalteilnahme 2012 gipfelte- Dort waren dann die Baltimore Ravens zu stark, es setzte eine knappe 31:34-Niederlage.

„Es ist sehr unglücklich. Es war schwer, heute aufzuwachen“

49er-Trainer Kyle Shanahan

Mittlerweile hat es San Francisco seit nunmehr vier Jahren nicht mehr in die Playoffs geschafft. 2014 eröffnete das neue Stadion, das einen Jeanshersteller im Namen führt und eigentlich wieder bessere Zeiten einläuten sollte. Es hat noch kein einziges Play-off-Spiel der 49ers sehen dürfen.

Im vergangenen Oktober aber kam Garoppolo zu den 49ers. Die ersten drei Jahre seiner NFL-Karriere hatte er als Ersatzmann des großen Tom Brady beim Über-Team New England Patriots verbracht und dort in wenig Einsatzzeit gute Ansätze gezeigt. Bei seinem neuen Team konnte er sofort überzeugen, er führte San Francisco zu fünf Siegen in fünf Spielen und sorgte so für einen versöhnlichen Saisonabschluss – mit der Hoffnung auf mehr. Die Klubführung setzte im Frühjahr dazu ein Zeichen, belohnte „Jimmy G.“ mit einem Fünfjahresvertrag über 137,5 Millionen US-Dollar, einer der bestdotierten Verträge der NFL-Geschichte. „Wir glauben fest daran, dass wir den Richtigen für die Position gefunden haben“, erklärte San Franciscos Manager John Lynch damals. „Ich bin nicht überrascht“, sagte Jerry Schuplinski, Garoppolos früherer Quarterback-Trainer in New England. „Jimmy hat gelernt, was er auf dem Feld tun muss, er hatte in Brady einen großartigen Mentor – man konnte ihn förmlich dabei beobachten, wie er besser und besser wurde. Ich bin stolz auf ihn.“

Mit Richard Sherman wechselte zudem einer der besten Cornerbacks vom Rivalen Seattle Seahawks nach San Francisco, um die Verteidigung zu stabilisieren. Das Team gilt als talentiert, Shanahan als fähiger, gewiefter und besonders in der Offensive begnadeter Trainer. In seinem zweiten Jahr bei den „Niners“ sollte Garoppolo eben diese Offensive lenken. Jetzt muss die Rückkehr zu besseren Zeiten wohl um ein Jahr verschoben werden.

David Digili

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