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Razzia beim Nazibauern

ERMITTLUNGEN Die Polizei durchsucht einen Hof bei Eschede nach Waffen, findet jedoch keine

Kurz nach 12 Uhr war die Durchsuchung abgeschlossen. Am Donnerstagmorgen hatte die Polizei mit der Maßnahme auf dem Hof des NPD-Freundes Joachim Nathz nahe der Gemeinde Eschede begonnen. Der Anlass: „Ein Hinweis auf Verdacht eines Verstoßes gegen das Waffengesetz“, sagt Angelika Klee, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Lüneburg.

Auf Weisung der Staatsanwaltschaft hatte die Polizei das Gebäude und den PKW der Familie Nahtz durchsucht. „Die Kräfte kamen von der Celler Polizeiinspektion und der Bereitschaftspolizei“, sagt Guido Koch, Pressesprecher der Polizeiinspektion Celle. Recht gelassen sah Joachim Nahtz vor seinem Haus den Polizisten zu. Grund dazu hatte er: „Es wurde nichts gefunden“, sagt Klee.

Diese Durchsuchung war nicht die erste. Auf dem etwas heruntergekommenen Hof war die Polizei schon mehrere Male. Bereits in den 1990er Jahren fanden Polizeikräfte bei Nahtz Waffen und Munition. 2009 stellen Beamte einen Karabiner sicher. Zwei Jahre später kamen die Beamten wegen eines ganz anderen Verdachts: Illegale Müllentsorgung auf dem Anwesen.

Seit über 25 Jahren kommt bei Nahtz die Szene von NPD, Freie Kräfte Celle, Snevern Jungs und Düütschen Deerns zusammen. Auf dem Hof fand gerade am Samstag ein „traditionelles Erntefest“ für „volkstreue Deutsche“ statt, mit Kindern und Jugendlichen. Immer wieder richtet die Szene auf dem Gelände Sonnenwendfeiern und Zeltlager aus. Konzerte und Konferenzen fanden auch statt.

Nach der Schließung des rechtsextremen Zentrums „Hetendorf Nr. 13“ im Jahr 1998 – nicht unweit von Eschede – wuchs die politische Bedeutung des bäuerlichen Hofes. Ein jahrelanger zivilgesellschaftlicher Protest hatte zu der staatlichen Schließung geführt. „Der Hof ist heute einer der zentralen Neonazitreffpunkte“, sagt Wilfried Manneke, Pfarrer der nahen Kirchengemeinde Unterlüß.ANDREAS SPEIT

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