Frankreich stellt Airlines an den Pranger

Nach den jüngsten Flugunglücken will die Regierung mit „schwarzen Listen“ ihr Sicherheitsbewusstsein demonstrieren

BERLIN taz ■ Die französische Luftfahrtbehörde hat gestern die Namen der Airlines veröffentlicht, die aus Sicherheitsgründen in Frankreich Start- und Landeverbot haben. Auf der schwarzen Liste stehen Air Koryo aus Nordkorea, die US-amerikanische Air Saint-Thomas, International Air Service aus Liberia und Lineas AER aus Mosambik.

Gleichzeitig legte Belgien eine entsprechende Liste mit neun Luftfrachtunternehmen vor. Die Länder folgen mit der Veröffentlichung dem Beispiel von Großbritannien und den USA, die ebenfalls solche Listen publik gemacht haben. Die Schweiz will folgen.

Die Bundesregierung lehnt hingegen die Veröffentlichung einer eigenständigen nationalen Liste ab und wartet auf eine Initiative der Europäischen Union (EU). Diese will bis Ende des Jahres eine Liste europaweit verbotener Fluggesellschaften herausgeben. Ursprünglich wollte auch Frankreich auf die EU-Veröffentlichung warten. Nach der Häufung der weltweiten Flugzeugabstürze im August will die Regierung aber ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen und den Passagieren alle verfügbaren Informationen über Airlines zugänglich machen.

Flugsicherheit ist in der französischen Politik ein wichtiges Thema geworden. Zwei der fünf Abstürze in den vergangenen Wochen betrafen Frankreich nämlich besonders. Am 2. August schoss ein Airbus der Air France in Toronto über die Startbahn hinaus, alle Passagiere überlebten. Anders bei dem Absturz eines Flugzeuges der kolumbianischen Fluglinie West Caribbean in Venezuela. Das Flugzeug war auf dem Weg nach Martinique. 152 der 160 Opfer waren Franzosen.

Ob eine Regierung ihre Bürger durch die Veröffentlichung von solchen Listen wie der französischen vor Unglücken schützen kann, ist fraglich. Die noch aus Sowjetproduktion stammenden Air-Koryo-Maschinen dürfen bereits seit 2001 nicht mehr in Frankreich landen. Und Phuket Air plant zwar Verbindungen nach London und Amsterdam, ist bislang aber vor allem auf dem regionalen Heimatmarkt aktiv. So sieht auch die Pilotenvereinigung Cockpit die Anprangerung skeptisch. „Flugsicherheit beginnt nicht erst dort, wo eine Einflugerlaubnis entzogen wird“, erklärte Cockpit gestern. „Diese Airline steht nationalen Passagieren ohnehin nicht zur Verfügung.“

Schwarze Listen könnten aber dazu führen, dass aus Angst vor negativem Image sicherheitsrelevante Themen innerhalb eines Unternehmens nicht mehr frei angesprochen werden könnten. Dabei sei die Möglichkeit zur offenen oder anonymen Kritik und eine offene, interne Kommunikation über Flugzwischenfälle wichtig für die Sicherheitskultur einer Fluggesellschaft. So drohten die Listen das Gegenteil von dem zu erreichen, was mit ihnen angestrebt wird. STEPHAN KOSCH