heute in hamburg: „Theoretisch kann jeder imkern“
Thomas Canton, 30, ist Mitbegründer von „There is a bee on the roof“.
Interview: Maren Knödl
taz: Herr Canton, können Bienen in der Stadt überhaupt überleben?
Thomas Canton: Ja. Man könnte sagen, dass das sogar ein besserer Lebensraum ist als auf dem Land. In der Stadt gibt es keine Pestizide und keine Monokultur wie auf dem Land. Hier gibt es viel mehr verschiedene Blumen mit unterschiedlichen Blütezeiten. Deswegen gibt es zu jeder Jahreszeit Nahrung. Und den Abgasen der Stadt können die Bienen leicht entfliehen, sie fliegen einfach höher.
Wie viele Bienen leben schon auf den Dächern von Hamburg?
Wir haben vor zwei Jahren mit zwei Stöcken angefangen. Inzwischen sind es vier Stöcke mit jeweils etwa 40.000 Bienen. Mittlerweile haben wir eine eigene Firma gegründet. Von dem Erlös des Honigs wollen wir noch mehr Bienen ansiedeln.
Ihr seid ein Team von fünf Leuten. Sind darunter auch professionelle Imker*innen?
Nein. Wir haben uns das alles mehr oder weniger selbst beigebracht. Eine Woche waren wir bei einem befreundeten Imker in den Alpen, der uns vieles gezeigt hat. Und dann haben wir viele Bücher gelesen und Youtube-Videos angeschaut.
Also kann theoretisch jeder zum Bienenhalter werden?
Es gibt keinen Führerschein für’s Imkern. Also kann das theoretisch jeder machen. Wer einen eigenen Bienenstock haben will, sollte aber vorher beim örtlichen Imkerverein nachfragen, wie viele Stöcke es in seinem Viertel schon gibt. So kann man mit den Stadtbienen einen Beitrag zum Umweltschutz leisten und dem Bienensterben auf dem Land entgegenwirken.
Vortrag und Verkostung: Neue Formen des Engagements, "There is a bee on the roof", 19 Uhr, Institut français de Hambourg, Heimhuder Straße 55
Und wer kein eigenes Flachdach hat?
Man kann auch Unternehmen anfragen. Unsere Bienenstöcke stehen beispielsweise auf den Dächern des Hamburg-Hauses in Eimsbüttel und dem Institut Français in Rotherbaum.
Und wie schmeckt der Honig von Euren Stadtbienen?
Wie richtiger Honig. Vom Geschmack her ist er intensiver und komplexer als der Honig aus dem Supermarkt. Das liegt auch daran, dass die Bienen sich hier von so vielen verschiedenen Blumen ernähren. Bei Tests an unserem Honig wurden auch keine Rückstände von Schwermetallen und Abgasen gefunden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen