Öfter mal lüften

Feinstaub-Alarm an Hamburgs Schulen und Kindergärten: Behörden widersprechen sich, handeln aber nicht

Geht vielen Kindern bald die Luft aus? Laut einer breit angelegten Berliner Studie sind Heranwachsende in vielen Kindergärten und Schulklassenräumen einer Feinstaubbelastung ausgesetzt, die weit über den Grenzwerten für „Außenluft“ liegt und nur mit der Belastung in „Raucherwohnungen“ vergleichbar ist. Die gesundheitlichen Folgen sind bekannt: Die tief in die Lunge eindringenden Staubpartikel können bei Kindern, so Ulrike Krämer vom Institut für Umweltmedizin, „Asthmasymptome, Bronchitis und chronische Lungenkrankheiten“ auslösen.

Hamburgs Behörden kennen die alarmierenden Ergebnisse seit Monaten. Doch statt zu handeln, verbreiten die zuständigen Ämter nur widersprüchliche Einschätzungen. Während Schulbehörden-Sprecher Alexander Luckow etwa verlautbart, „was für Berlin“ gelte, „gilt nicht automatisch auch für Hamburg“, ist Sabine Neumann, die Sprecherin der Gesundheitsbehörde sicher, „dass die Berliner Ergebnisse auf Hamburg übertragbar sind“.

Während die Berliner Verwaltung unter Hochdruck einen Maßnahmenkatalog erarbeitet, um die Feinstaubbelastung einzudämmen, Städte wie Wiesbaden alarmiert von der Studie umgehend eigene Klassen-Messungen durchführten, belässt es Hamburgs Gesundheitsbehörde bei einem lapidaren Tipp. So empfiehlt Sprecherin Neumann den Schulen: „Häufiger lüften und öfter feucht wischen“!

Kleiner Schönheitsfehler daran: In Hamburg, wo die Gelder für das Schulputzen zusammengestrichen wurden, ist die tägliche Nass-Reinigung längst nicht mehr die Regel. Stattdessen fegen immer öfter die Kinder selbst ihre Klassenräume und wirbeln den Feinstaub so nur in die Atemluft.

Während auch die Elternkammer sich mit dem Feinstaub, so ihre Vize-Vorsitzende Anne Pinkepank, „noch nicht beschäftigt hat“, fordert die GAL den Senat auf, „sofort Maßnahmen zur Reduzierung der Belastung ergreifen“. Als Ad-hoc-Maßnahme schlägt der GAL-Umweltexperte Christian Maaß den Erlass verbindlicher Leitlinien zum Lüften und Wischen aller öffentlichen Gebäude vor. Marco Carini