berliner szenen
: Klarer Fall von Datenbetrug

An einem Freitagmorgen bekomme ich Post vom Polizeipräsidenten von Berlin. Aus dem Inhalt des Briefes werde ich nicht schlau: „Zeugenvorladung. Anzeige gegen Unbekannt wegen Datenmissbrauch und Ausspähen von Daten. Bitte Mobilfunkvertrag mitbringen.“ Anzeigenort: Husum. Was soll ich über Datenmissbrauch wissen? Was spielt mein Mobilfunkvertrag für eine Rolle? Und warum Husum? Ich rufe unter der angegebenen Nummer an. Niemand geht ran.

Übers Wochenende vergesse ich die Angelegenheit. Am Montag fällt sie mir wieder ein. Ich rufe erneut an. Diesmal geht jemand ran. Ich diktiere dem Polizisten am anderen Ende der Leitung das Aktenzeichen und erkläre, dass ich am Tag der Vorladung arbeiten müsse, mir aber ohnehin nicht vorstellen könne, wie ich der Polizei in einem Fall von Datenbetrug behilflich sein könnte. Der Polizist am anderen Ende fragt: „Darf ich erst einmal um Ihren Namen bitten?“ Er tippt etwas in seinen Computer und erklärt dann: „Die Anzeige aus Husum ist gegen Sie.“

Ich hole tief Luft. Er erklärt, mit einer auf mich gemeldeten Prepaidkarte seien Daten ausgespäht worden. Dann fragt er: Verwenden Sie eine Prepaidkarte, deren Nummer mit 012 beginnt?“ Ich überlege laut: „Meine Nummer beginnt mit 017 – und ich habe sie sicher bereits seit acht Jahren.“ Noch im Satz dämmert es mir: Vor ein paar Monaten habe ich das Handy gewechselt. Meine alte SIM-Karte passte nicht. Ich musste mir eine neue bestellen und habe mir für die Zwischenzeit zwei Prepaidkarten zum Preis von einer gekauft. Der Polizist fragt: „Und wo befinden die sich jetzt?“ Ich erkläre kleinlaut: „Ich habe sie irgendwann weggeschmissen; die eine noch in der Packung.“ Er sagt: „Ich glaube Ihnen. Aber ob die Kollegen in Husum Ihnen die Geschichte glauben, wird sich zeigen.“ Eva-Lena Lörzer