Der Erfinder von „La Boum“

Welches junge Mädchen wollte nicht schon mal dieser pubertäre französische Teenager aus der Komödie „La Boum – Die Fete“ sein? Diese entzückende Sophie Marceau in ihrer Rolle als widerspenstige Vic, mit dem braunen Pagenkopf, den für die 80er Jahre so typischen hautengen Jeans und dem Freund mit Roller? Die sich verliebt und all das durchmacht, was Pubertierende eben so durchmachen? Mit der Oma, die trotz ihres Alters wie eine Irre durch Paris heizt und ihrer Enkeltochter mit glänzenden Augen von ihrem vergebenen Verehrer erzählt? Wer hat nicht schon mal in Gedanken über Vics Eltern geflucht, über den Zahnarzt mit Affäre und der Comic zeichnenden Mutter, die ihre Tochter am frühen Abend von der coolsten Party des Jahres abholt und ihr damit auch wirklich keine Peinlichkeit erspart?

Nun ist der französische Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Claude Pinoteau nach langer Krankheit im Alter von 87 Jahren in einem noblen Pariser Vorort gestorben. Was er, neben insgesamt 12 Filmen, hinterlässt? Mindestens eine Generation, die zum La-Boum-Titelsong „Reality“ von Richard Sanderson auf Schulpartys und in dunklen Kellerräumen eng bis sehr eng getanzt hat und die zwei inzwischen zu Klassikern gewordenen Filme (denn es gab ja noch die Fortsetzung „La Boom II – die Fete geht weiter“) auch heute noch als treffende und berührende Beispiele von Coming-of-Age-Komödien in den DVD-Recorder einlegt. Wieder und immer wieder gern.

Pinoteau, am 25. Mai 1925 westlich von Paris als Sohn des französischen Regisseurs Lucien Pinoteau geboren, begann seine Karriere in der Requisite, wurde dann Assistent bei namhaften Regisseuren. Später drehte er Filme wie „Ich – Die Nummer eins“ (1972) und zwei Jahre später „Die Ohrfeige“ (1974) mit der algerischstämmigen Schauspielerin Isabelle Adjani als Hauptdarstellerin, die durch seinen Film erst bekannt wurde.

Auch Sophie Marceau hat der Filmemacher zu weltweiter Berühmtheit verholfen – so sehr, dass sie bis heute nur schwer loskommt von ihrem Image als pubertierende, willensstarke, aber süße Göre. STEFFI DOBMEIER