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: Londoner Polizei ermittelt wegen Terrorverdacht

Ein Mann fuhr am britischen Parlament mit einem Pkw in eine Absperrung und verletzte mehrere Menschen. Anders als bei drei Terrorattacken von 2017 wurde aber niemand getötet

Das Neue

Ein silberner Ford Fiesta crashte am Dienstagmorgen um 7.37 Uhr mit erhöhter Geschwindigkeit in die Fahrzeugabsperrung an der Einfahrt des britischen Parlaments. Dabei wurden insgesamt drei Personen verletzt, niemand jedoch lebensgefährlich. Der Fahrer wurde am Ort der mutmaßlichen Attacke festgenommen. Die Londoner Polizei Scotland Yard geht von einem terroristischen Hintergrund aus. Sie teilte mit, dass die Antiterroreinheit der Londoner Polizei die Ermittlungen aufgenommen habe. Waffen haben die Beamten im Wagen zwar keine gefunden. Der Ort, die Art des Vorfalls und die Tatsache, dass dieser anscheinend absichtlich herbeigeführt worden sei, habe jedoch den Terrorverdacht nahegelegt.

Wer der mutmaßliche Attentäter ist und aus welchem Motiv heraus er gehandelt haben könnte, war der Polizei bis Redaktionsschluss nicht bekannt. Seine Identität sei noch nicht formell geklärt, erklärte ein Polizeisprecher. Der Mann kooperiere nicht mit den Ermittlern, sei den Sicherheitsbehörden aber bisher nicht bekannt gewesen. Weitere Verdächtige gebe es nicht. Der Fahrer kommt britischen Medienberichten zufolge aus dem Raum Birmingham. Das Fahrzeug soll in Nottingham zugelassen sein. Von den drei verletzten Personen wurde eine vor Ort behandelt, eine weitere bereits aus dem Krankenhaus entlassen. Eine Frau mit schwereren Verletzungen verbleibt derzeit im Krankenhaus.

Der Kontext

Terrorattacken mit Fahrzeugen sind in London keineswegs neu. Vergangenes Jahr erlebte London gleich drei solcher Attacken. Die erste im März endete ebenfalls vor dem Parlament. Dort erstach der Täter einen Polizisten. Unmittelbar zuvor hatte er vier Passanten auf der Westminsterbrücke tödlich verletzt. Bei einer weiteren Attacke im Juni 2017 töteten drei Islamisten mit einem Lieferwagen drei Menschen auf der London Bridge, bevor sie am nahe gelegen Borough Market weitere fünf mit Messern erstachen. Nur wenige Wochen später raste ein Lieferwagen in eine Menschentraube vor der Moschee im Finsbury Park: Ein Mann starb. Diese Vorfälle führten dazu, dass die Absperrungen auf Londons Brücken und vor dem Parlament verstärkt wurden.

Die Reaktionen

Premierministerin Theresa May lobte die Rettungsdienste und die Sicherheitskräfte für ihr schnelles Eingreifen. „Meine Gedanken sind bei den Verletzten“, teilte sie per Twitter mit. Auch Londons Bürgermeister Sadiq Khan und Innenminister Sajid Javid lobten den Einsatz. Viele Stimmen gaben sich trotz des Vorfalls erleichtert, dass es zu nichts Schlimmerem gekommen war, beispielsweise durch bewaffnete Angreifer oder den Einsatz von Sprengstoff.

Die Konsequenz

Zunächst keine. Am Nachmittag tagte der Notstab der Regierung, was in solchen Fällen normal ist. Er stufte die bereits bestehende zweithöchste Terrorwarnstufe aber nicht weiter hoch. Das Parlamentsgebäude war schon nach vier Stunden wieder für Touristen geöffnet.

Daniel Zylbersztajn, London