Mehr Rente für ältere Mütter

ALTER CSU will Kindererziehung und Pflegezeiten stärker bei der Rente angerechnet wissen. Studie: Die meisten BürgerInnen wollen weitere Rentenreformen. Für die private Vorsorge fehlt oft das Geld

Gut jeder zweite Bürger würde lieber privat sparen als in die Rentenkasse einzuzahlen

BERLIN taz | Aus der Union kommen immer neue Rentenkonzepte. Der CSU-Parteivorstand hat am Montag einen Leitantrag beschlossen, nach dem Kindererziehungszeiten stärker in der Rente berücksichtigt werden sollen. Für Kinder, die vor dem 1. Januar 1992 geboren sind, sollen drei Beitragsjahre in der Rentenversicherung gutgeschrieben werden.

Bisher wird für diese Kinder nur ein Jahr als rentenrechtliche Versicherungszeit gewertet. Nur für die nach dem 1. Januar 1992 geborenen Sprösslinge bekommt der betreuende Elternteil bislang schon drei Jahre rentenrechtlich gutgeschrieben. Diese Benachteiligung älterer Mütter hatte auch die Frauen Union in der CDU schon länger beklagt.

Der Leitantrag der CSU sieht auch vor, die Pflege von Angehörigen rentenrechtlich zu berücksichtigen. Diese Bewertung solle „im Gleichklang mit Kindererziehungszeiten erfolgen“, heißt es in dem Papier.

Zuvor schon hatten Nachwuchspolitiker aus Union und FDP ein Rentenkonzept vorgelegt, nach dem Menschen, die Grundsicherung im Alter benötigen, künftig 100 Euro im Monat aus einer privaten Rentenversicherung anrechnungsfrei behalten dürfen. Bundessozialministerin Ursula von der Leyen (CDU) spricht sich für eine „Zuschussrente“ für Geringverdiener aus.

Die allermeisten BürgerInnen, nämlich 90 Prozent, halten das derzeitige Rentensystem für reformbedürftig. Dies ergab eine Befragung von rund 1.500 Bürgern durch das Forsa-Institut im Auftrag der Gothaer Versicherung, die am Montag vorgestellt wurde. Die größte Zustimmung findet dabei die Einbeziehung von Beamten und Selbstständigen in die gesetzliche Rentenversicherung und eine partielle Steuerfinanzierung.

Mehr als die Hälfte der Befragten im Alter zwischen 20 und 60 Jahren würde das Geld, das sie in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen, lieber für eine private Altersvorsorge verwenden.

Von denjenigen Befragten, die angaben, eigentlich mehr für das Alter privat vorsorgen zu müssen, haben drei Viertel dafür nicht genügend Geld zur Verfügung. Betriebsrenten beseitigen die Schieflagen nicht. In der Industrie haben zwei Drittel der Beschäftigten Anspruch auf eine zusätzliche betriebliche Altersversorgung, in den „weiblicheren Branchen“ von Handel und Dienstleistungen hingegen nur 38 Prozent.

Die Jahrgänge kurz vor der Rente haben die größte Angst vor sozialem Abstieg. So befürchten 46 Prozent der Befragten im Alter zwischen 51 und 60 Jahren, dass sich ihre Einkommenssituation und soziale Lage verschlechtern könnte. Unter den niedrigeren und höheren Altersgruppen war diese Furcht geringer ausgeprägt. Unterbrechungen im Erwerbsleben sind häufig: Von den Frauen, die berufstätig waren, haben 43 Prozent ihre Berufstätigkeit schon ein- oder mehrfach unterbrochen, unter den Männern taten dies 27 Prozent.

BARBARA DRIBBUSCH