„Neue Mobilitätskonzepte“

VORTRAG Flugzeug-Treibstoff aus nachwachsenden Rohstoffen als Gefahr für die Ernährungssicherheit

■ 29, ist studentische Hilfskraft und Projektassistentin im Bereich Welternährung beim Inkota-Netzwerk.

taz: Frau Rasch, fliegen Sie heute von Berlin nach Bremen?

Sandra Rasch: Nein, ich fahre mit dem Zug. Für so eine kurze Strecke wäre es ja Quatsch zu fliegen. Es würde sich vom Zeitaufwand her nicht lohnen und ist außerdem unökologisch.

Wenn Sie ökologisch denken, warum sind Sie dann gegen Biosprit?

Für die Umwelt ist es nicht unbedingt positiv, Pflanzen zu tanken. Je nach Herkunft der Rohstoffe ist die CO2-Bilanz der „grünen“ Kraftstoffe eventuell negativ. Für den Anbau werden Regenwälder und andere CO2-Senken zerstört. Aus entwicklungspolitischer Sicht sollte man aber auch an die sozialen Folgen der Agrarkraftstoffpolitik denken.

Welche sind das?

Für die Plantagen, auf denen die Energiepflanzen angebaut werden, müssen oft Kleinbauern vertrieben werden. Sie leben meist am Existenzminimum und geben ihr Land in Hoffnung auf eine bessere Lebensqualität ab. Im Endeffekt sind sie dann von der Firma abhängig, können sich nicht mehr selbst versorgen und leiden unter den schwankenden Lebensmittelpreisen. Die Agrarkraftstoffe stehen außerdem in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion, da die fruchtbaren Ackerflächen für Energiepflanzen statt Nahrungsmittel genutzt werden. Es werden auch Nahrungsmittel selbst zu Kraftstoff verarbeitet, wie etwa Palmöl, Mais oder Zuckerrohr.

Sollte man Flugzeuge also weiterhin mit herkömmlichem Kerosin betreiben?

Man sollte sich vielmehr überlegen, neue Mobilitätskonzepte zu entwickeln. Letzten Endes bedeutet das Verzicht: Man muss sich jedes Mal überlegen, ob es wirklich notwendig ist, zu fliegen. Der öffentliche Sektor könnte zum Beispiel die Regel einführen, dass die Angestellten mit dem Zug fahren müssen.Interview: KRY

19 Uhr, Überseemuseum