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das körperdetailDas diplomatische Gesicht mit mimischem Dresscode

Fifa-Boss Gianni Infantino: fast allen gewogen Foto: reuters

Man muss dieses freundliche Lächeln missverstehen, denn es kann alles bedeuten, auch gar nicht Sympathisches: Gianni Infantino, Präsident der Fifa, ist jetzt sehr oft im TV zu sehen – neben allen möglichen Staatsoberhäuptern. Das ist sein Job, er macht immer gute Miene zum bösen Spiel: Ein Diplomat hätte schließlich auch seinen Beruf verfehlt, würde er nicht mit allen Gegenübern auskommen können und wollen.

Denn er muss es: Die zugewandte Körperpose besagt nichts darüber, wie es hinter den Kulissen zugeht. Wer diplomatisch unterwegs ist, – das ist der Präsident*innen Los – hat auch den übelsten Miststücken Höflichkeit entgegenzubringen.

Insofern ist der schweizerische Nachfolger Sepp Blatters, des Mannes also, der die WM ins autokratische Russland lotste und in vier Jahren nach Katar, kein Amoralist: Infantino, das muss zu seinen Gunsten angenommen werden, beherrscht die Kunst des funktionalen Lächelns.

Das ist eine Art gesichtsmimischer Dresscode. Ihn unterscheidet vom authentischen Unterwürfigkeitsgrienen eines Lothar Matthäus (neulich im Kreml gegenüber Wladimir Putin), dass der Fifa-Boss die Rolle ausfüllt, die ihm zugedacht ist, der deutsche Fußballer aber mit seinen freiwilligen Lobesworten auf Putin bewies, was für ein Untertanengeist tief in ihm lodert: lackelig, stiefelleckerisch.

Insofern: Gianni Infantinos zur Schau getragene Gutgelauntheit, selbst sein Dank an Putin für dieses Event in dessen Land, ist Funk­tions­geplapper.

Viele kennen dies aus eigener Erfahrung in allen Jobsphären: Die Kollegin, der Kollege, der oder die einen nur anlächelt, weil sie oder er demnächst etwas von einem wollen wird. (jaf)

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