Beate Schederschaut sich in Berlins Galerien um:
Dass sich hinter dem Begriff „Die Phaläne“ eine veraltete Bezeichnung für den gemeinen Nachtfalter verbirgt, dürfte den wenigsten Nicht-Insektologen bekannt sein. Ebenso wenig, dass deren Metamorphose massiv von der jeweiligen Umwelt abhängt, was zu mannigfaltigen Variationen innerhalb einer Art führen kann. Die junge Fotografin Ann-Kathrin Müller jedenfalls haben diese Erkenntnisse so nachhaltig fasziniert, dass sie ihre Ausstellung im Eigen & Art Lab danach benannt hat. Zu sehen gibt es dort jedoch keineswegs Falter, sondern vielmehr vorwiegend Gegenstände des Alltags, einen Mandelkern etwa, ein Paar Schuhe oder das abgewetzte Polster eines Schlagzeughockers, die so wirken, als schwebten sie im dunklen Raum (bis 4. 8., Di.–Fr. 14–18, Sa. 11–18 Uhr, Torstr. 220).
Wer es in dieser Freibadsaison noch nicht geschafft hat, den Kunst-Kiosk Tropez im Humboldthain zu besuchen, sollte dies schleunigst nachholen. Die diesjährige Gruppenausstellung „Voyage“ versammelt dort Kunst von unter anderem Aurora Sander, Nigin Beck und Raphaela Vogel, die fast so erfrischend ist wie ein Sprung ins kühle Nass. Am Samstag ist Bob’s Pogo Bar zu Besuch, für die erste von drei Veranstaltungen in diesem Sommer (weitere folgen am 19. 8. und 1. 9.). Künstlerin Rosa Rendl plant dafür sowohl ein Konzert als auch eine Präsentation ihrer Bademodenkollektion. Am Sonntag folgt eine Performance des britischen Künstlerinnenduos New Noveta, deren irre energiegeladenen Tanz-Sound-Kunst-Eskapaden man besser miterlebt als nacherzählt (bis 2. 9., täglich 10–18 Uhr, Wiesenstr. 1).
In vielen Galerien haben die üblichen Sommer-Gruppenausstellungen bereits eröffnet. Oft sind sie leider wenig aufregend, sodass es nicht viel ausmacht, wenn man seine Zeit lieber im Freibad verbringt (siehe oben). Umso erfreulicher sind jedoch Ausnahmen. Chert Lüdde etwa nehmen derzeit Teil am Warschauer Galerienaustauschprogramm FOAF, Friend of a Friend, und ließen die Warschauer Galerien Stereo und Woschd eine Gruppenschau kuratieren, in der Künstler*innen von acht Galerien aus Polen, Frankreich und Deutschland aufeinandertreffen. Herrlich ist etwa Monika Sosnowskas Skulptur aus verformtem Metall (Foksal Gallery Foundation), es handelt sich um Fundstücke, Relikte aus der sozialistischen Vergangenheit ihres Heimatlandes Polen, oder auch die kleine Videoarbeit von Joanna Piotrowska (Galerie Dawid Radziszewski), auf der eine Hand in einem absurden Akt der Selbstvergewisserung die unbewegte zweite streichelt (bis 1. 9., Pause 29. 7. bis 20. 8., Di.–Sa. 12–18 Uhr, Ritterstr. 2a).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen