die taz vor 11 Jahren über reinigende wirbelstürme und den klimaschutz
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„Wir wurden mit Flugblättern regelrecht zugeschmissen“, so ein Vertreter der Umweltgruppen vor Ort. Per Wurfsendung verkündeten das World Coal Institute London und die Global Climat Coalition, hinter denen britische und amerikanische Öl-, Kohle- und Autokonzerne stehen: „Kleinere Wirbelstürme sind ungefährlich und sogar gut für das Klima, denn sie vertreiben Mief und Dreck aus den Städten.“ Ein britischer Delegierter ließ sich zu der Äußerung hinreißen: „Die anderen tun nichts für den Klimaschutz, da ihr Englisch für die Verhandlungen nicht gut genug ist.“ In den Diskussionen selbst schweigen sich die Briten und Amerikaner meist aus.

Länder wie Südkorea und China fürchten inzwischen, daß sie als Industriestaaten demnächst mit in die Verpflichtungen der Klimakonvention eingebunden werden. Sie achten daher peinlichst darauf, daß es zu keinen verbindlichen Abmachungen kommt, die sie betreffen könnten. Die Dritte-Welt-Staaten wollen verständlicherweise vor allem, daß die Industrieländer ihre Emissionen vermindern. Sie selbst wollen frei von Verpflichtungen bleiben.

Positiv hervorgetan haben sich in den Verhandlungen die Holländer und die Schweizer. Die Holländer stellten in Genf die Ergebnisse einer Konferenz vor, die sich mit den Küstenschäden durch den Anstieg der Meere befaßt hatte. Positiv könnte sich der bevorstehende EU-Beitritt von Schweden, Finnland und Norwegen auswirken. Diese Länder haben bereits eine CO2-Energiesteuer. Vielleicht sorgt dies in der EU wieder für mehr Interesse an dieser Steuer.

Eher zwei Schritte zurück als einen Schritt vorwärts, so läßt sich die Bilanz der Klimaverhandlungen zwischen 140 Ländern zusammenfassen. Im Fingerhakeln um Formsachen sind die erdölexportierenden Staaten Sieger geblieben, fröhlich vereint mit den Ländern, die nach wie vor auf Öl und Kohle setzen, wie etwa Großbritannien und die USA.

Susanne Krispin, taz, 2. 9. 1994