: Eine starke Frau in Hollywood
Im Metropolis läuft bis zum September eine Reihe mit Filmen der Schauspielerin Frances McDormand. Bei der diesjährigen Oscar-Verleihung hat sie darauf aufmerksam gemacht, wie stark unterrepräsentiert Frauen unter den Ausgezeichneten sind
Von Wilfried Hippen
Bei der diesjährigen Oscarverleihung wurde sie als beste Schauspielerin ausgezeichnet, aber vor allem zeigte sie dort, dass sie auch ein Talent für dramatische Auftritte hat. Nach ihrer kurzen, obligatorischen Dankesrede wandte sie sich direkt ans Publikum und forderte alle Frauen im Saal, die als Regisseurinnen, Produzentinnen, Schauspielerinnen und als die erste und einzige Kamerafrau schon einen Oscar gewonnen hatten, dazu auf, aufzustehen. Sie waren natürlich eine peinlich kleine Minderheit und für diesen Missstand hatte McDormand ein starkes Bild gefunden, das überall auf der Erde gesehen wurde. Für sie selber war es nach „Fargo“ schon der zweite Oscar bei fünf Nominierungen.
Dass bisher kaum auffiel, wie erfolgreich ihre Karriere verlaufen ist, liegt daran, dass sie kein Star ist und sein will. Seit 1984 hat sie in mehr als fünfzig Filmen mitgespielt – meist in Nebenrollen und oft in den Filmen, die ihr Ehemann Joel Coen zusammen mit seinem Bruder Ethan inszeniert hat. So war die Rolle der schwangeren Polizistin in „Fargo“ für sie maßgeschneidert und mit der Sturheit, menschlichen Wärme und emotionalen Intelligenz dieser Figur, die eine weibliche Antwort auf Inspektor Columbo ist, hatte sie 1996 ihren internationalen Durchbruch.
Das Hamburger Metropolis-Kino hat sich auf Filmreihen von historischen und zeitgenössischen Schauspielern, Regisseuren und Produzenten spezialisiert. Im Juni laufen so auch, jeweils in chronologischer Abfolge, Retrospektiven von Ingmar Bergman, Götz George und Frederick Wiseman. Von Frances McDormand werden bis Ende September elf Filme gezeigt, die alle mindestens dreimal wiederholt werden.
Den Auftakt macht am Sonntag das Debüt sowohl von McDormand wie auch der Coen-Brüder. In „Blood Simple“ spielt sie die Frau eines Barbesitzers, der sie umbringen lassen will, als er erfährt, dass sie eine Affäre mit einem seiner Angestellten hat. Auch hier ist McDormand schon „the last woman standing“, also eine starke Überlebende.
Fünf Jahre später spielte sie in Alan Parkers „Mississippi Burning“ (ab 10. Juli) die Frau eines rassistischen Hilfssheriffs, die FBI-Agenten dabei hilft, den Mord an drei Bürgerrechtlern aufzuklären.
In Ken Loachs „Hidden Agenda“ (ab 16. Juli) spielte sie eine der Hauptrollen als Polizei-Fahnderin, die den Mord an einem amerikanischen Bürgerrechts-Anwalt in Nordirland untersucht und dabei einer weitverzweigten Verschwörung auf die Spur kommt. Es ist sicher kein Zufall, dass beide Filme unbequeme politische Thriller sind, denn dies sind Rollen, die wie für sie geschrieben wirken.
Natürlich wird dann auch „Fargo“ gezeigt (ab 23. Juli). Die Filme, die im August und September gezeigt werden, wurden noch nicht bekannt gegeben, aber „Lone Star“ „Moonrise Kingdom“ und „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ dürfen nicht fehlen.
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