Johannes Kopp
Russia Today
: Laxe Kontrollen, trotzdem ist das Sicherheitsgefühl o.k. Was will man mehr?

Schon einige Male habe ich in den vergangenen Wochen meinen Laptop rauskramen, aufklappen und anschalten müssen. Die Wächter der Stadioneingänge wollen immer wieder sichergehen, dass mein Computer Texte und keinen Sprengstoff enthält. Die Kontrolle des Mobiltelefons ist sowieso obligatorisch.

All diese peniblen Überprüfungsmaßnahmen sind lästig, werden aber mit einer ausgewählten Freundlichkeit vorgenommen. Fast jedes Mal werde ich von den Sicherheitskräften aufgefordert, das Spiel zu genießen. Und wenn ich danach wieder durch die Sicherheitsschleuse muss, wünschen mir gleich mehrere noch einen guten Nachhauseweg und eine schöne Weltmeisterschaft. Ich möchte gar nicht wissen, wie oft diese Standardsituationen mit dem Wachpersonal vorab trainiert wurden.

Wie vor jedem großen Sportereignis wurde auch vor dieser WM viel von der Terrorgefahr gesprochen. Die Fifa und die Russen haben jedoch alles bestens unter Kontrolle – bislang. Und solange ich beim Ausgang noch nicht meine Texte vorzeigen muss, bevor ich gehen darf, kann ich mich mit diesen freundlichen Kontrollvorgängen wirklich gut arrangieren.

Das ist bestimmt (bislang) ein Geheimtrick von Organisationen, die aus welchen Gründen auch immer die Überwachung ganz groß schrei­ben – und damit gut durchkommen wollen: Man muss die „Maßnahmen“ einfach als superduper Serviceleistung erscheinen lassen. So wie man die hier ebenfalls obligatorische Fan-ID-Karte, die mit etlichen persönlichen Daten und einem dazugehörigen Barcode gespickt ist, mit der visafreien Einreise nach Russland und der kostenfreien Benutzung des Nahverkehrs verbunden hat.

Andererseits habe ich mir die Überwachungsmaßnahmen in so einem Land wie Russland viel rigider vorgestellt. Bei Inlandsflügen sind die Kontrollen an den Flughäfen teilweise von erstaunlicher Entspanntheit. Die Metalldetektoren mögen noch so wild piepsen, weil man wieder einmal vergessen hat, den Gürtel auszuziehen. Es schert sich dennoch keiner drum. „Gehen Sie weiter“, werde ich vielmehr ungeduldig aufgefordert. Und dass ich die Wasserflasche im Rucksack gelassen habe, daran hat sich der Mann, der am Bildschirm sitzt, wohl auch nicht gestört.

Mittlerweile habe ich meine eigenen Standards heruntergesetzt. Statt wie früher im vorauseilenden Gehorsam den Computer zur Extrabegutachtung auszupacken, frage ich lieber nach, ob ich mir diese Umstände machen soll. „Lassen Sie ihn im Rucksack“, werde ich nun gebeten.

Vielleicht ist das auch die ganz hohe Schule eines Überwachungsstaates. Die tun so entspannt, weil sie eh schon alles auch noch so Intime längst kennen! Wenn ich mich richtig erinnere, musste ich bei der Akkreditierung für die WM meine Mobilnummer angeben. Und weil ich bei der Suche nach Unterkünften und Stadien mich auf dem Gerät selbst ständig orten muss, kann ich umgekehrt bestimmt auch ständig geortet werden. Lieber Inlandsgeheimdienst FSB: Ihr macht das alles gar nicht soooo schlecht.