Die Zukunft ist schon längst vorbei

Das Hamburger B-Movie zeigt im Juli eine kleine Jubiläums-Retrospektive mit Filmen von Stanley Kubrick

Von Wilfried Hippen

Seine Zukunft liegt schon längst in der Vergangenheit, bleibt aber immer noch visionär. In diesem Jahr wird Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“ fünfzig Jahre alt. Kubrick selbst wäre außerdem am 26. Juli neunzig Jahre alt geworden. Das nimmt das Hamburger Kiez-Kino B-Movie zum Anlass, im Juli eine Handvoll von seinen Filmen zu zeigen. Und zwar in 35 Millimeter.

Zwischen 1953 und 1999 hat Kubrick nur dreizehn Filme gemacht, von denen sechs gezeigt werden. Mit dem frühsten davon beginnt die Reihe am Sonntag: „The Killing“ von 1956 ist ein Schwarz-Weiß-Film, der im Original ohne Untertitel läuft. Von Kubrick wird gesagt, dass er mit seinen Filmen oft ein Genre zur Vollendung gebracht hat. Und dies ist der perfekte ­Heist-Movie: Erzählt wird von einem Überfall auf ein Wettbüro. Das in seiner strengen Logik ausweglose Abdriften des vermeintlich perfekten Verbrechens ins Chaos hat Quentin Tarantino in „Reservoir Dogs“ kopiert.

Auch in „Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb“ folgt die Dramaturgie einer fast mathematischen Logik, die im Untergang endet. Nur hier ist es gleich die Apokalypse, die im Schlussbild mit der Schönheit von Atombombenexplosionen gefeiert wird, zu der die Schnulze „We will meet again“ gesungen wird.

Einen musikalischen Kontrapunkt dazu hat Kubrick in „2001 – A Space Odyssey“ gesetzt, als er den berühmten Schnitt von der Knochenkeule zum Raumschiff mit dem Walzer „An der schönen Blauen Donau“ von Johann Strauss vertonte. Dies ist die Mutter aller modernen ­Science-Fiction-Filme, und das obwohl die Kritikerin Pauline Kael recht hatte, als sie schrieb, der menschlichste Charakter im Film sei der Computer Hal.

Kubricks Filme waren immer misanthropisch, und einmal war er selbst der Meinung, er hätte es damit übertrieben: Als ihm vorgeworfen wurde, seine Adaption des Romans von Anthony Burgess’„A Clockwork Orange“ (läuft in deutscher Fassung) sei so sadistisch wie sein Protagonist Alex, wollte er selbst alle weiteren Vorführungen des Films verbieten lassen. Durchsetzen konnte er dies nur in Großbritannien und so wurde der Film dort 27 Jahre lang nicht öffentlich gezeigt.

Als „The Shining“ in die Kinos kam, wurde er wie die meisten Kubrick-Filme kontrovers diskutiert. Das sei kein richtiger Horrorfilm und Jack Nicholson schneide nur Grimassen, wurde geschrieben, aber inzwischen gilt er als Höhepunkt des Genres.

Dass auch seine schwächeren Filme unvergesslich sind, beweist schließlich „Full Metal Jacket“, bei dem sich kaum jemand an den in Vietnam spielenden (und in England gedrehten) zweiten Teil erinnern kann. Aber der Drill der Rekruten bleibt eines der stärksten Bilder davon, wie aus Menschen Mordmaschinen gemacht werden.