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das portraitParole „Rot pur“: Wie Sebastian Hartmann die NRW-SPD beflügelt

Foto: dpa

Groß sind die Schuhe, die Nordrhein-Westfalens SPD ihrem Bundestagsabgeordneten Sebastian Hartmann angezogen hat: In Bochum hat ein Parteitag den 40-Jährigen am Samstag zum neuen Vorsitzenden des mit 112.000 Mitgliedern stärksten Landesverbands der Sozialdemokraten gekürt. Der gebürtige Oberhausener mit Wohnsitz im rheinischen Bornheim ist damit Nachfolger von Johannes Rau, Franz Müntefering und Hannelore Kraft – und soll die 2017 aus der Landesregierung geflogene und aktuell auf 22 Prozent abgestürzte Partei wieder aufbauen.

Mit 80,3 Prozent hat Hartmann, der von 2011 bis 2013 als Assistent des damaligen Europaparlaments-Präsidenten und späteren SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz gearbeitet hat, ein Ergebnis eingefahren, das kaum besser sein könnte: Der Mann mit dem jungen Gesicht, der fast immer im dunklen Anzug auftritt, ein Ex-Organisationsberater und Personaltrainer, der sein von der Friedrich-Ebert-Stiftung gefördertes Jura-Studium nicht abgeschlossen hat, galt lange als Notlösung, als Zählkandidat.

Denn Hartmanns Nominierung verlief mehr als holprig. Vorgeschlagen wurde er von einer „Findungskommission“, die von Ex-Landesparteichef Michael Groschek und dem Ex-Landtagsfraktionsvorsitzenden Norbert Römer dominiert wurde. Doch Hartmanns Name sickerte durch, bevor die Kommission überhaupt getagt hatte. Verhindert werden sollte so der Kölner Genosse Martin Börschel, der gern Nachfolger Römers als SPD-Chef im Landtag geworden wäre – denn dass sowohl der Partei- wie der Fraktionsvorsitzende aus derselben Region, dem Mittelrhein, stammen, gilt in der proporzfixierten NRW-SPD als undenkbar. Heute ist Börschel tief in den Kölner Stadtwerke-Skandal verstrickt, wo er sich ein Jahresgehalt von bis zu 500.000 Euro sichern wollte.

Vom Votum der Findungskommission überrascht wurde auch Hartmann selbst: Er bat sich erst einmal 48 Stunden Bedenkzeit aus. Danach ging er auf eine vierwöchige Ochsentour, besuchte 35 der 54 SPD-Unterbezirke in NRW – und gab sich bescheiden: „Ich freue mich, dass ich kandidieren darf.“ Punkten will Hartmann, der zum linken Parteiflügel gezählt wird, mit einer Rückbesinnung auf die Sozialpolitik: „Rot pur“ verspricht er seinen GenossInnen. In NRW, wo 400.000 Wohnungen fehlen und die Mieten besonders in Universitätsstädten wie Köln oder Münster explodieren, fordert er mehr öffentlichen Wohnungsbau. Überschuldete Kommunen will er mit einer „Bad Bank“ wieder handlungsfähig machen. Auch eine bessere Absicherung von RentnerInnen und Pflegebedürftigen gehört zu Hartmanns Bauchladen – finanzieren will er diesen „New Deal“ eines „solidarischen Sozialstaats“ über Steuern auf hohe Vermögen und Erbschaften.

Denn wie seine Partei treibt auch Hartmann die Sorge vor der AfD, die in den einstigen SPD-Hochburgen im benachteiligten Norden des Ruhrgebiets erstarkt ist. „Hass und Hetze bauen keine Wohnungen“, warnte er deshalb – und versprach seiner Partei: „Die besten ­Zeiten kommen noch.“ Andreas Wyputta

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