Neuer Feiertag für den Norden

Der Reformationstag setzt sich durch

Nun also doch: Der Norden hat sich auf einen neuen Feiertag geeinigt, und es ist der Reformationstag, der 31. Oktober. Am Mittwoch beschloss das abschließend die Bremische Bürgerschaft; tags zuvor war das auch im niedersächsischen Landtag passiert. Hamburg und Schleswig-Holstein waren noch schneller gewesen: Sie hatten schon im Februar so entschieden. Keinen Handlungsbedarf gab es dieser Sache in Mecklenburg-Vorpommern: Hier ist der 31. Oktober schon seit der Wiedervereinigung gesetzlicher Feiertag, ebenso in den anderen ostdeutschen Flächenländern.

Nicht allen, die für diese Kalenderneuerung waren, wird es dabei um Errungenschaften des Reformators Martin Luther gehen, der – angeblich – am Abend vor Allerheiligen im Jahr 1517 seine 95 (lateinischen) Thesen an der Tür der Wittenberger Schlosskirche anbrachte. Zwar war in dieser Sache teils der Fraktionszwang aufgehoben, aber mindestens so sehr, wie es die einzelnen Abgeordneten mit der Religion halten mögen, war es doch auch eine Ungerechtigkeit, die damit angegangen wird: das Gefälle zwischen dem katholischeren Süden der Republik und dem eher protestantischen Norden, was die Zahl religiöser Feier-, mithin arbeitsfreier Tage angeht.

Nicht alle wiederum, die empfänglich waren dafür, diese Schieflage zu verringern, waren deswegen nun auch zufrieden mit dem Zustandekommen: Niedersachsens Ex-Landtagspräsident Bernd Busemann (CDU) etwa fand, der 31. Oktober sei „von oben gesetzt“ worden. Es müsse sich aber „das ganze Land“ wiederfinden in so einem Tag, „sonst droht er für allzu viele ein Landes-Ausschlaftag zu werden“.

Das sagte Busemann im Mai und forderte – zusammen mit 13 weiteren Parlamentariern aus CDU und SPD – stattdessen den Buß- und Bettag zurück. Und Niedersachsens Grüne, nur zum Beispiel, wollten lieber zwei weltlicher inspirierte Feiertage installieren: den Weltfrauentag am 8. März und den Europatag am 9. Mai.

Inhaltliche Probleme hatten Angehörige anderer Konfessionen und Religionen: Die einen, darunter nicht wenige Katholiken, mochten nicht die Spaltung der Kirche gefeiert sehen. Anderen, so etwa dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden Niedersachsens, behagt nicht, dass Luther 1517 nicht bloß ein paar Verbesserungsvorschläge gemacht hat – sondern auch ein überzeugter Judenfeind war.

Die vielleicht angemessenste Reaktion auf die neue Nord-Eintracht kam am Dienstag vom niedersächsischen SPD-Nachwuchs: Auf Facebook posteten die Jusos: „Danke lieber Landtag – Halloween ist neuer Feiertag“. Alexander Diehl