„Harte Foltermethoden“

FILM Geschichte eines Überlebenden im Slansky-Prozess: ein Opfer des linken Antisemitismus

■ 61, ist Geschäftsführer der Heinrich-Böll-Stiftung Bremen und Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen.

taz: Der Film „Das Geständnis“ ist von 1970. Warum zeigen Sie ihn ausgerechnet morgen?

Peter Rüdel: Der Slansky-Prozess, der Hintergrund des Filmes ist, hat 1952 stattgefunden und jährt sich dieses Jahr zum 60. Mal. Wir greifen die Debatte zum linken Antisemitismus durch zahlreiche Veranstaltungen immer wieder auf – da passt der Film thematisch sehr gut.

Was verstehen Sie hier unter linkem Antisemitismus?

Antisemitismus wird ja normalerweise mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht. Insbesondere während des Kalten Krieges wurden jedoch auch von der kommunistischen Sowjetunion unter anderem Juden systematisch verfolgt und in Schauprozessen verurteilt.

Warum?

Unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg wurde die Gründung des Staates Israel zunächst durch die Sowjetunion unterstützt. Anfang der Fünfziger wurde Israel zum Feind und der Antisemitismus Teil der sowjetischen Politik.

Und ging es darum im Slansky-Prozess?

Die Angeklagten im Slansky-Prozess waren alles Juden. Der Prozess war von der Justiz vollkommen konstruiert: Den Angeklagten wurden Dinge vorgeworfen, die sie gar nicht getan haben, wie etwa Spionage. Es war einer der brutalsten osteuropäischen Schauprozesse.

Was war das Brutale daran?

Elf hochrangige Politiker wurden zum Tode verurteilt, drei zu lebenslanger Haft. Die Geständnisse wurden mit harten Foltermethoden – zum Beispiel Schlafentzug – erzwungen, was auch im Film gezeigt wird. Der Überlebende, Artur London, hat nach seiner Freilassung seine Erlebnisse biografisch festgehalten, darauf beruht die Verfilmung.  INTERVIEW: KATHERINE RYDLINK

Sonntag, 15 Uhr, Heinrich-Böll-Stiftung, Plantage 13, Eingang 26