: Geno leidet
Der Klinikverbund kommt nicht aus der Krise und nun droht die Reduzierung auf zwei Standorte
Von Klaus Wolschner
Gerade hat der Bremer Senat 205 Millionen Euro für den kommunalen Klinikverbund Gesundheit Nord (Geno) zur Abwendung einer drohenden Insolvenz zugesagt, schon kommt die nächste Hiobsbotschaft: Das erste Quartal 2018 ist noch schlechter gelaufen als 2017. Das konnten die Politiker im Weser-Kurier lesen, einen Tag nachdem in der Deputation für Gesundheit berichtet worden war, dass alles nach Plan verlaufe.
Weil die Geschäftsführung im April keinen Wirtschaftsplan vorlegen konnte, hatte der Aufsichtsrat zugestimmt, die Münchener Unternehmensberatung WMC Healthcare zu Hilfe zu holen, wie es aus Kreisen des Aufsichtsrates hieß. WMC Healthcare war 2014 schon mal im Boot: „Eckpunkte der Medizin-Strategie“ hieß eine Power-Point-Vorlage damals. Das Ergebnis war die offizielle „Medizin-Strategie 2017“ der Geno.
So konnte es nicht überraschen, dass WMC anstelle eines Haushaltsplanes wieder eine akademisch gekleidete Unternehmensstrategie vorlegen würde. „Medizin-Strategie“ bedeutet dabei, etwas respektlos zusammengefasst, eigentlich nur großes Stühlerücken. Die Fach-Kliniken des Verbunds werden auf dem Papier wie Klötzchen hin- und hergeschoben. „Lunge“ zieht von Ost nach Süd, „Neonatologie und Kinder“ kommt von Süd nach Mitte und so weiter. Am Ende der „Medizin-Strategie 2025“ würde es in Bremen nur noch zwei große kommunale Kliniken geben: Mitte und Links der Weser. Die Krankenhäuser Ost und Nord würden auf Außenstellen reduziert, unterstützt würde der Strukturabbau mit Strukturhilfen vom Bund.
Wieso man so etwas ohne Vorwarnung per Tischvorlage vorgesetzt bekomme, empörten sich Aufsichtsratsmitglieder. Und wieso würden solche wesentlichen Fragen nicht von der Geschäftsführung vorgestellt? Offenbar hat die das Heft des Handelns längst an die WMC-Berater abgegeben. Offen ist aber, wie hoch die Kosten für das neue Stühlerücken sein werden und wer das eigentlich bezahlen soll.
Die Experten von WMC haben sich gerade bundesweit einen Namen gemacht durch ihre Beratertätigkeit für den insolventen Paracelsus-Konzert. Dort war ihre Lösung: Arbeitsplätze abbauen und an einen Luzerner Milliardär (Porterhouse Group) verkaufen. Nette Randnotiz: Bei der Mündener Klinik hat sich einer der WMC-Berater am Ende selbst beteiligt an der sanierten Klinik. Sage also niemand, es gebe keine Blaupausen für die Zukunft der Geno.
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