meinungsstark:
Wien: Schwangerschaftsabbrüche
„Österreich schließt Moscheen und weist Imame aus“,
taz vom 9. 6. 18
Liebe taz Redaktion, es ist nicht alles schrecklich, was man über Österreich hört und liest. Folgender Plakattext ist mit dem Titel „Ungewollt schwanger?“ ganz prominent an einer U-Bahn-Haltestelle zu sehen: „Es kann jeder Frau passieren, dass sie ungewollt schwanger wird. Wir sind aber nicht dazu verpflichtet, uns dafür zu schämen. Eine Patientin. www.gynmed.at, Ambulatorium für Schwangerschaftsabbruch und Familienplanung.“ Dieser Text kann sehr gut als Vorlage zu der unsäglichen Debatte über angebliche Werbung in Deutschland für Abtreibung gelten. Wenn CDU oder CSU nach wie vor dagegen sind, steht es beiden Parteien frei, die Regierung zu verlassen. Uwe Barkow Frankfurt am Main
Das Bollwerk der schwarzen Null
„Ich bin nicht die Sprachpolizei“, taz vom 9./10. 6. 18
Schäuble als Bollwerk der Demokratie? So, so. Keine Frage zur Politikverdrossenheit der Bürger*innen und seiner eigenen Mitverantwortung. Um die radikalen Strömungen zurückzudrängen, müssten die „zugrundeliegenden Probleme gelöst werden“. Keine Nachfrage, welche er denn dafür hält. Zum Beispiel mangelnder preiswerter Wohnraum, Rentenarmut oder Pflegenotstand? Und von den Menschen, die dieses betrifft, wird Verständnis für finanzielle Zuwendung gegenüber den Flüchtlingen verlangt. Keine Frage dazu, was die „Schwarze null“ zu den Problemen beigetragen hat.
Langsam fliegt uns die westliche Wertegemeinschaft um die Ohren und ein Mitverantwortlicher dieser Politik darf über Demokratie schwadronieren und Verteidigung für seine, ach nein – für unsere Institution des Parlaments einfordern: „Das repräsentative System funktioniert nur, wenn die Menschen darauf vertrauen, dass Politiker ihre Probleme lösen.“ Mit solchen Männern an der Spitze schmilzt das Vertrauen rapide und nur die blanke Angst vor noch mehr Chaos durch Extremisten verhindert vorerst einen radikalen Wechsel. Aber wie lange noch? Klaus-Peter Klauner, Brühl
„Vergesst Putin! Wir schauen jetzt WM“, taz vom 9./10. 6. 18
Tor! Tor! Kick it like Bendit!
Endlich ein reeller Endspiel-Tipp! Vive le football – et l’Europe franco-allemande. Gegen die Fifa und für die Seele. Kick it like Bendit! Levrai conoisseur des faits socio-politico-sportives. Denkpausen im 90-Minuten-Intervall. Mit Merkel zu Hause auf dem Sofa. Oder halt, um auch die Einschaltquoten zu senken, typisch deutsch: Sportschnorren beim Rudelgucken. Und die Tapferkeitsmedaille überreicht der Steinmeier. Unbedingt. Dem Peter Unfried sei Dank. Ich finde das klasse. Auch wenn der Sohn meint, Ronaldo hätt’s verdient (!). Wer, bitte, war Fifa-Putin? Werner Schottenloher, Regensburg
Das Leben ist kein Konjunktiv
Den im April 2017 in der taz veröffentlichten Aufruf von Ilija Trojanow zum Fußballboykott finde ich pointiert und überzeugend begründet. Er war für mich der entscheidende Impuls dafür, dass ich seit mehr als einem Jahr konsequent darauf verzichte, Fußball zu schauen … obwohl ich bis dahin ein begeisterter Vielseher war.
Vor dem Hintergrund finde ich es bedauerlich, dass Peter Unfried in seinem Beitrag nun der Bequemlichkeit der kritischen Fußballfans Vorschub leistet, indem er den Boykottaufruf als komplett unrealistisch bezeichnet und ein politisch motiviertes Verhalten als wirkungslose Selbstkasteiung abwertet. Meines Erachtens wäre es fatal, eine Verhaltensänderung nur unter der Bedingung zu realisieren, dass es eine Erfolgsgarantie gibt. Statt mit dem Eingeständnis dass die Lage unbefriedigend ist, und er die ganz große Lösung auch noch nicht gefunden hat, einem „Weiter so“ das Wort zu reden, hätte ich mir von Peter Unfried eine ambitionierte Unterstützung des Appells gewünscht.
Das Leben ist kein Konjunktiv! Sollte, würde, könnte? Nein: Machen! Günther Janssen, Nürnberg
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