das portrait
: Thies Bergemann soll Lücken schließen

Der erste, den der HSV-Hamburg nach der Krise verpflichtet hat: Thies Bergemann Foto: HSV Handball

Zunächst konnte es den Anschein haben, als sollte gar keiner mehr zum HSV Hamburg kommen. Den frisch gekürten Aufsteiger in die Zweite Handball-Bundesliga, der im Januar 2016 als Top-Club der Bundesliga Insolvenz anmelden musste und in der viertklassigen Oberliga einen Neustart vollzog, plagten ein weiteres Mal wirtschaftliche Probleme.

Am 5. Juni verkündete die Klubführung dann, dass die finanzielle Hürde überwunden, alle ausstehenden Gehälter ausgeglichen und die Liquidität des Vereins gesichert worden sei. Neuzugänge befänden sich „in der Pipeline“. Der erste davon trat schnell ans Licht. Nur einen Tag später vermeldete der HSV, dass der 22 Jahre alte Thies Bergemann einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben hat. Die Verpflichtung des Rechtsaußen hat auch eine übergeordnete Funktion. Sie soll vermitteln, dass es beim HSV weitergeht, dass der Deutsche Meister von 2011 und Champions-League-Gewinner von 2013 sein großes Ziel beharrlich verfolgt, die Rückkehr in die Bundesliga zu vollziehen. Und als bedürfte es weiterer Symbolik, wechselt Bergemann auch noch vom deutschen Rekordmeister THW Kiel an die Elbe.

Dass Bergemann nur nominell dem Kreis der Kieler „Zebras“ angehörte, er stattdessen dank eines Zweitspielrechts für den Drittligisten TSV Altenholz auflief – unerheblich. Bergemann werde ab der kommenden Saison „exklusiv für den Handball Sport Verein Hamburg“ spielen, hieß es. „Thies ist unser absoluter Wunschkandidat. Er ist jung und dennoch erfahren. Er wird die Lücke auf Rechtsaußen mit Qualität schließen“, sagte Sebastian Frecke, Geschäftsführer der ausgegliederten Betriebsgesellschaft des zukünftigen Zweitligisten.

Auch Bergemann ist begeistert: „Die Geschichte des Vereins ist großartig, und ich freue mich, ein Teil der Mannschaft zu sein“, erklärte der gebürtige Kieler, der bei seinem neuen Verein den Anweisungen von zwei ehemaligen THW-Spielern nachkommen wird. Torsten Jansen ist Chefcoach des Teams, Blazenko Lackovic dessen Assistent.

Beim HSV steht dem Industriekaufmann-Azubi eine anspruchsvolle Aufgabe bevor. Er soll auf Rechtsaußen die Nachfolge von Stefan Schröder antreten; der frühere Nationalspieler hat seine aktive Laufbahn beendet. Er wolle gerne den nächsten Schritt in seiner Entwicklung machen, und Hamburg gebe ihm die Möglichkeit dazu, sagte Bergemann, der mit der Empfehlung von 167 Toren in 58 Drittliga-Spielen nach Hamburg wechselt. Offenbar traut ihm auch der THW einiges zu: Kiel hat sich in den Vertrag die Option hineinschreiben lassen, Bergemann nach zwölf Monaten zurückholen zu können. Christian Görtzen