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Die Königin aus Temmels

Petra Zimmermann (20) aus dem 850-Einwohner-Dorf Temmels an der Mosel ist die 56. Deutsche Weinkönigin. Ihr Vater ist Haupterwerbswinzer, sie versteht das Marketing

taz: Wie wird man Deutsche Weinkönigin?

Petra Zimmermann: Man muss vorher Gebietsweinkönigin eines der 13 regionalen Anbaugebiete gewesen sein. Alle Kandidatinnen stellen sich einer Fachbefragung zu Weinbaupolitik, Weinanbau, Kellertechnik, Vermarktung und Exportstrategien. Bei der abendlichen Showveranstaltung in Neustadt an der Weinstraße entscheidet dann die Jury.

Dann testen wir Sie mal: Wie heißt das Ausdünnen des Traubenbehangs im Sommer, noch ehe die Trauben sich verfärben?

Das ist natürlich die Grünlese!

Und welche Faktoren sind wichtig, damit ein deutscher Rotwein international mithalten kann?

Wir punkten gegenüber anderen Weinländern besonders durch die Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit unserer Weine. Wir können einen Terroirwein produzieren, der nur in Deutschland wächst. Dagegen wird im Ausland viel Rotwein produziert, der vom Geschmackstyp und von den Geschmacksprofilen sehr ähnlich ist.

Müssen Sie den Gaumen eines Sommeliers haben?

Man muss es nicht so können wie ein Sommelier. Rebsorten voneinander zu unterscheiden, Weintypen zu bestimmen und Aromen zu schmecken, sind Dinge, die man auch während der Amtszeit lernt, wenn man ganz beständig Wein probiert.

Wollen Sie später selbst Winzerin werden?

Ich möchte nicht in die Produktion gehen, sondern ins Marketing einsteigen. Wir haben fantastische Winzer, die ihre Arbeit zuverlässig und hochwertig machen, doch manchmal Probleme beim Verkauf haben. Mir ist daran gelegen, dass man den Wein nicht zu fachlich, sondern unkompliziert und genussvoll kommuniziert. Dass man nicht nur über Wein redet, sondern dass die Leute ihn auch probieren.

Unter jungen Leuten gilt Wein als mega-out.

Das war vielleicht vor Jahren so. Studien zeigen aber, dass Wein auch bei der jungen Klientel immer mehr angenommen wird und sich langsam zum Kultgetränk entwickelt.

Was trinken Sie denn, wenn Sie mit Freunden ausgehen? Jetzt sagen Sie nicht „Wein“!

Doch, ich sorge schon dafür, dass wir Wein trinken. Meine Freunde sind nicht mit Wein groß geworden wie ich, lassen sich aber gerne von der Praxis überzeugen.

Anfang Oktober geht Ihre einjährige Amtszeit zu Ende. Was bleibt?

Weinkönigin zu sein ist ein Fulltimejob. Dafür habe ich schon mein Studium unterbrochen. Ich hatte über 250 Termine im In- und Ausland, war ständig unterwegs, in Russland, Norwegen, Schweden, Frankreich, Taiwan, USA und auch in Ländern wie Japan und Korea, die man im Urlaub gar nicht bereisen würde.

Warum gibt es eigentlich keinen Weinkönig?

Die Weinbranche ist eine Männerdomäne. Daher muss man ein Gegengewicht schaffen durch die Weinköniginnen, die auf charmante und sympathische Art und Weise den Weingenuss nach außen kommunizieren. Denn Wein ist nicht nur ein Getränk für die älteren Damen und Herren, sondern er ist ein Genussprodukt, etwas ganz Lebendiges.

INTERVIEW: GÜNTER ERMLICH

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