heute in hamburg
: „Wir machen den Stadtteil zur Bühne“

Foto: Jo Larsson

Katja Scheer, 43, lebt seit fünf Jahren in Wilhelmsburg und ist Kulturmanagerin im dortigen Bürgerhaus. Sie ist Projektleiterin von „48 h Wilhelmsburg“.

Interview Hannah Treu

taz: Frau Scheer, welche Idee steckt hinter dem Festival „48 h Wilhelmsburg“?

Katja Scheer: Die Idee ist, über die Musik Menschen zusammenzubringen und neue Begegnungen stattfinden zu lassen.

Geht es etwas genauer?

Wegen der Vielseitigkeit im Stadtteil gibt es bei 48 h auch ganz unterschiedliche Musik: türkische und bulgarische, Indie, Rock, Jazz und Electro, zudem versuchen wir, neue Musik zu zeigen. Das Besondere ist, das wir nicht auf drei Bühnen in einem Stadtteil auftreten, sondern den Stadtteil zur Bühne machen. Wir gehen in die Orte des Alltags und der Nachbarschaft, weil wir in den vergangenen Jahren die Erfahrungen gemacht haben, dass die Menschen sich und den Stadtteil anders kennenlernen. Wir wollen die Menschen zueinanderbringen und gemeinsam den Stadtteil gestalten.

Wilhelmsburg hat sich in den letzten zehn Jahren stark verändert. Kann man diese Veränderungen dem Fest oder der Musik anmerken?

Wir bekommen natürlich immer wieder neue Musiker*innen, viele junge Leute auch, die zum Studieren hierhergezogen sind. Es gibt neue Locations, die mitmachen. Wir haben die Entwicklungen konkret begleitet und schon auf der Baustelle gespielt, wo jetzt die Umweltbehörde steht. Uns ist aber auch wichtig, die alten, gewachsenen Strukturen zu präsentieren. In den Nachbarschaften und den unterschiedlichen Musikszenen.

Wie hat sich das Fest denn entwickelt?

Festival „48 h Wilhelmsburg“: heute ab 18 Uhr bis Sonntag. Das ganze Programm gibt es auf musikvondenelbinseln.de

Es ist stark gewachsen. Es ist ein ganz wichtiger Charakter von „48 h Wilhelmsburg“, dass hier Musiker*innen sind, die einen besonderen Bezug zum Stadtteil haben. Das heißt: Die leben, arbeiten und proben hier und dadurch steigt auch die gegenseitige Akzeptanz. Weil das Fest einen immer größeren Bekanntheitsgrad bekommt, gibt es mittlerweile Musiker*innen, denen wir für dieses Jahr absagen mussten.

Wo sollte man starten?

Es ist uns immer wichtig, dass wir an Orte gehen, die für Wilhelmsburg-Besucher*innen vielleicht nicht so bekannt sind, aber auch durchaus für Menschen neu sind, die hier leben und arbeiten. Es geht heute los mit der Eröffnung am Wilhelmsburger Bahnhofsviertel, vor dem Gemeindehaus. Dort spielen in der ersten Stunde Bands einen totalen Querschnitt durch das ganze Programm. Danach kann man noch mal durch das Viertel laufen und neue Orte kennenlernen.