Lars Penning
Filme aus dem Archiv –
frisch gesichtet
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Kaum jemand konnte die Amoral je so attraktiv verkörpern wie Alain Delon. Er verbreitete eine absolut faszinierende negative Energie – und blieb dabei auf eine seltsame Weise sympathisch. Insofern war er die ideale Besetzung für die Figur des mörderischen Tom Ripley in René Cléments „Plein soleil“ (1959), einer Verfilmung von Patricia Highsmith’Kriminalroman „Der talentierte Mr. Ripley“. Ripley ist jung, gutaussehend und pleite, doch stehen ihm auf dem Weg zum guten Leben nicht unbedingt übertriebene Moralvorstellungen im Weg. Sein Bekannter, Philippe (Maurice Ronet), hat, was Ripley selbst begehrt: das Geld, die Freundin, die schicke Kleidung, das Segelboot. Bei einem gemeinsamen Segeltörn unter strahlend mediterraner Sonne wird der kühle Ripley seine Chance ergreifen und anschließend versuchen, die Identität und das Leben Philippes zu übernehmen. Doch das ist gar nicht so einfach und zieht weitere Verbrechen nach sich. Die Beseitigung der Leiche eines dicken Amerikaners gehört dabei zu den Klassikern grausamer Komik (Om EnglU, 8. 6., 20 Uhr, 12. 6.,19.30 Uhr, Arsenal 2).

Film im Film der 50er-Jahre: In Helmut Käutners Liebeskomödie „Die Zürcher Verlobung“ (1957) verkörpert Liselotte Pulver eine junge Drehbuchautorin, die ein melodramatisches Werk über die Liebe einer jungen Frau zu einem Schweizer Dirigenten verfasst hat, das überwiegend auf einer Berghütte spielt. Während sie selbst gerade eine komplizierte Liebesgeschichte mit zwei Männern erlebt, setzt alsbald das Mäkeln an ihrem Filmstoff ein: Der Produzent will mehr „Herz“ und möchte den Dirigenten in einen Förster mit zahmem Reh verwandeln, der brummige Regisseur hingegen verlangt mehr psychologischen Tiefgang. Das alles ist in diesem flotten Unterhaltungsfilm zwar eigentlich nur Beiwerk – doch im Nachhinein betrachtet, spiegelt es Käutners eigene Probleme mit der Kinowirtschaft der Adenauer-Ära recht gut wider (7. 6., 20 Uhr, Zeughauskino).

Auf den Surrealismus verzichtete Luis Buñuel in seinem düsteren Abenteuerdrama „La mort en ce jardin“ (1956), doch die Figurencharakterisierung lässt die typische Handschrift des spanischen Regisseurs durchaus erkennen: Überwiegend Opportunisten und Zyniker sind hier nach einer Rebellion in einer südamerikanischen Bananenrepublik auf der Flucht durch den Dschungel. Zwar werden sie umso menschlicher, je weiter sie sich von der korrupten bürgerlichen Ordnung entfernen, doch als die Rückkehr in die Zivilisation möglich erscheint, fallen sie alle wieder in ihre alten Verhaltensmuster zurück (Om EnglU, 7. 6., 22 Uhr, Babylon Mitte)